Gimpel im April 2007


Wie feiert man richtig Ostern? Eier suchen? Kaffee mit Familie? Falsch! 18 sonnige Seillängen am Gimpel und Hochwiesler waren unser Ziel am heutigen Karfreitag. Da Annika noch keine erstzunehmenden Mehrseillängentouren gegangen ist, hat sie sich die “Alte Südwand” (UIAA 5-) sowie die “Via Annita” (UIAA 5) ausgesucht, um erste Erfahrungen im Gebirge zu sammeln. Und wie es bei jeder guten Planung so ist, kommt einiges anders als man denkt – manches davon ist gut und anderes ist … herausfordernd.

[exzo url=”TMB_PERM” title=”Mond über dem Tannheimer Tal”]_tmb0002.jpg[/exzo]

Wie üblich sind wir mitten in der Nacht in Ulm aufgebrochen um rechtzeitig zum Sonnenaufgang am Gimpelhaus zu sein. Laut Wetterbericht sollte es noch 5cm Schnee im Tal und 50cm auf dem Berg haben. Der Weg zum Gimpelhaus war jedoch schon schneefrei und somit in Knapp unter einer Stunde geschafft. Erst bei der Frühstückspause haben wir gemerkt, dass es hier oben doch noch recht Frostige Temperaturen um den Gefrierpunkt hatte. Dafür entschädigte uns ein wunderschöner Sonnenauf- und Monduntergang.

[exzo url=”TMB_PERM” title=”Sonnenaufgang über dem Tannheimer Tal”]gimpel_pano2.jpg[/exzo]

Der folgende Zustieg zu den Routen erwies sich als deutlich schwieriger als beim letzten Mal. Direkt nach dem Gimpelhaus begann eine geschlossene Schneedecke, welcher weit bis in die Routen hinein lag. Zum Glück sind wir so früh los! Der Schnee war hart und somit meistens gut zu überschreiten. Da es zu unserem Einstieg noch keine Spur gab, mussten wir uns langsam im steilen Gelände unsere eigene Spur ziehen. Entsprechend hat es auch »etwas« länger gedauert und ein wenig mehr Kraft gekostet 😉
Schlimmer noch als der Zustieg war die Tatsache, dass der Schnee am Fuss der Südwand noch so hoch lag, dass die ersten zwei Seillängen nahezu komplett bedeckt waren. Zumindest die Borhaken waren vom Schnee verdeckt und so mussten wir diese zwei Seillängen free solo klettern. Nach der Anstrengung des Zustieges, dem ersten Kontakt mit noch wenig festem Fels und der Angst vor der ersten höheren Tour haben diese zwei FS-Seillängen zu einer echten Herausforderung für Annika werden lassen. Deswegen konnte sie den wunderschönen Ausblick vom zweiten Standplatz anfangs gar nicht richtig genießen.

[exzo url=”TMB_PERM” title=”Blick vom Einstieg”]_tmb0043.jpg[/exzo]

Die ursprüngliche Planung im Running Belay zu klettern, habe ich dann auf Grund Annikas angespanntem nervlichen Zustandes sprichwörtlich auf Eis gelegt. Wir sind dann normal im revolvierendem Verfahren von Standplatz zu Standplatz geklettert. Sorgen machte uns dabei zunehmend der Abstieg. Von unten waren schon deutlich Wechten auf dem Grad zu sehen, welche auf viel Schnee auf der Nordseite schliessen liessen. Ausserdem lag auch im Normalweg noch einiges an Schnee, wofür wir nicht ausgerüstet waren. Also entscheiden wir uns am sechsten Standplatz, über die Route abzuseilen und zum Hochwiesler zu wechseln, welcher eine designierte Abseilroute hat. Leider ist die sechste Seillänge größtenteils eine Traverse, welche ich dann wieder abklettern musste. Gut das wir das in letzter Zeit öfter geübt haben, sonst wäre ich da sicher nicht so »leicht« runtergekomme (war auch so danach sehr angespannt). Die restlichen Seillängen bis in den Schnee hinunter konnten wir problemlos abseilen.

[exzo url=”TMB_PERM” title=”Am Einstieg vor und nach der Tour”]gimpel_vorher_nacher_tmb.jpg[/exzo]

Zu unserem Erstaunen, war der Schnee mittlerweile sehr weich geworden. Das die Sonne Kraft hatte, konnte ich schon an der rötlichen Verfärbung meiner Schultern sehen, aber dass es in 3h so sulzig werden würde, hat uns überrascht. Zumindest hat es den Abstieg deutlich vereinfacht! Wir sind zwar immer bis zum Oberschenkel eingesunken, aber konnten sie den Berg sanft von Schritt zu Schritt runterspringen. Hab mich gefreut wie ein kleine Kind 🙂 Nachteil war natürlich, dass wir bis zum Gimpelhaus pitsch-nass waren. Also beschlossen wir, lieber ein bisschen am Gimpelhaus zu chillen und uns den Hochwiesler für das nächste Mal aufzuheben. Genug Action hatten wir auf jeden Fall für einen Tag – auch ganz ohne Gipfelerlebnis.

[exzo url=”TMB_PERM” title=”Chillen am Gimpelhaus”]_tmb0050.jpg[/exzo]

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