Fontainebleau

Vorspiel

[zonoex url=”” title=”Fontainbleau Impression – Sonne, Fels und Sandstrand”]FB2010_tag0_001.jpg[/zonoex]
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Schon lange hegen wir den Plan, mal nach Fontaineblau zum Boulden zu fahren. Jedoch ist immer irgendetwas dazwischen gekommen: Mal waren es überfüllte Zeltplätze, dann wieder hohe, laut rufende Berge oder schlechtes Wetter. Dieses Jahr über Fronleichnam war nur der perfekte Zeitpunkt gekommen: Das alpine Wetter war nur für Samstag schön angekündigt, das Französische dagegen über das gesamte Wochenende. Eine Eintagestour in die Alpen war damit ausgeschlossen, denn erwartete eine Million Menschen würde den sonnigen Samstag zum Wandern oder Klettern nutzen. Also beschlossen wir Dienstagabend, dass wir Mittwoch Mittag in Richtung Paris aufbrechen würden – und es hat sich gelohnt!

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Doch der Reihe nach: Dienstagabend packten wir anhand der Arcopackliste alles ein, was wir zum Zelten brauchten. Dazu das Boulderzeug und Dexter durfte sich zum ersten Mal bewähren: Eine große und eine kleine Bouldermatte, Zelt, Schlafsäcke, Isomatten, Klamotten, Futter und weiterer Kleinkram konnten so verstaut werden, dass die Sicht durch die Heckscheibe komplett frei blieb und noch Platz für noch mehr Futter war. Mittwoch nach dem Mittagessen brachen wir nämlich noch schnell auf, um Wasser, Minisalami und Gipfelschnaps zu kaufen. Zwar war die Vorfreude auf eine Belohnung nach jedem Gipfel groß, wir haben uns dann aber doch geeinigt, uns nur für Tagesleistungen zu Belohnungen mitzunehmen.

[zonoex url=”” title=”Fontainbleau Impression – Die weiße Hand Sarumans”]FB2010_tag0_005.jpg[/zonoex]
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Die französischen Autobahnen waren – wie ich es vorher versprechen musste – größtenteils frei, so dass wir mit der gegebenen Geschwindigkeitsbegrenzung ziemlich genau die vom Navi angesagten knapp 7 Stunden nach Fontainebleau brauchten. Den Campingplatz haben wir gleich gefunden – und genügend Plätze waren auch frei, ganz wie es uns am Tag vorher telefonisch zugesagt wurde. Die Plätze waren wie kleine Gärten durch Hecken und Büsche voneinander abgegrenzt und wir suchten uns ein Eckchen, in dem wir die Slackline quer über den Platz spannen konnten. Viele Bäume spendeten den ganzen Tag wohltuenden Schatten – was allerdings auch die Mücken super fanden. Wir waren aber so erschöpft, dass wir gar nicht lange draußen blieben, sondern mit dem letzten Tageslicht im Zelt verschwanden und ohne Essen in die Schlafsäcke krochen.

Donnerstag

[zonoex url=”” title=”Wegfindung”]FB2010_tag1_001.jpg[/zonoex]
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Für den ersten Tag hatten wir uns etwas nicht allzu schweres vorgenommen. Der Plan war, sich Donnerstag erstmal an den Fels zu gewöhnen und Freitag dann zu sehen, wo die Leistungsgrenzen lagen. Weitere Anforderungen waren Schatten und die Nähe zum Parkplatz und so fiel die Wahl auf die Felsformation L’Autome. Darüber heißt es im Boulderführer: “Dies ist ein guter Rundkurs für einen einigermaßen kompententen Kletterer, der zum ersten Mal in Fontainebleau ist, aber nichts für Anfänger.” Genau richtig für uns also!

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Die Wegfindung zu den einzelnen Gebieten ist sehr leicht, da sowohl im Führer als auch am Wegesrand vermerkt ist, wie der Waldweg auf dem man sich befindet, heißt. Selbst die Kreuzungen haben Namen – mit Karte kann man sich also wirklich nicht verlaufen! An Ort und Stelle angekommen waren wir schlichtweg begeistert: Felsen, die einfach so im Wald liegen! Freigeräumt, geputzt, kaum jemand Unterwegs, tolles Wetter und jede Menge Probleme. Was will man mehr? Nachdem wir anfangs Schwierigkeiten bei der Orientierung hatten, beschlossen wir, bei der erstbesten Nummer, die wir vom orangenen Rundkurs fanden, anzufangen. Dazu muss man sagen, dass Orange für Boulder im durchschnittlichen 3. Fontainebleau-Grad stehen. Ãœbersetzt in UIAA bedeutet das in etwa eine durchschnittliche 4. Grün wäre eine UIAA 5, doch davon gibts nur sehr wenig und es folgt Blau, was von 6 bis 7+ reichen kann. Danach gibt es noch Rot, und ab dann nur noch “unmöglich”. Jedenfalls für uns.

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[exzo url=”” title=”Guckguck”]FB2010_tag1_006.jpg[/exzo]

Zunächst hielten wir uns also an Orange. Das hielt uns aber nicht davon ab, auch hin und wieder ein nett lächelndes blaues Problem zu versuchen. Nur selten trafen wir andere Menschen, und selbst die waren nach einem gehauchten ‘Bonjour’ wieder verschwunden. Nur bei der Nummer 5 (meinem Lieblingsboulder des Tages) trafen wir für länger ein anderes deutsches Pärchen. Beide versuchten den Boulder, gaben jedoch nach kurzer Zeit auf und verschwanden wieder im Wald. An diesem Fels merkte ich zum ersten Mal besonders eindrucksvoll die Felsqualität in Bleau: Der Fels ist leicht geneigt und eigentlich gibt es weder was zum Festhalten, noch etwas zum Stehen. Braucht man aber auch nicht: Der Schuh hält an einem kleinen Nichts und die Hand muss “nur” aufgelegt werden und hält, als wäre man Spiderman persönlich. – Dass es nicht ganz so trivial ist, wie hier jetzt dargestellt, sieht man an der Bewertung und daran, dass die beiden anderen durchaus aussahen, als wüssten sie, was sie tun, und es trotzdem nicht schafften. Wahrscheinlich macht genau dieser Umstand und ganz viel persönlicher Stolz genau diesen Boulder zu meinem Tagesfavoriten. Thomas schaffte an der blauen Nummer 15 ein ganz ähnliches Kunststück: Nachdem auch er Spiderman alle Ehre gemacht, und die Route mit viel Reibung, Gleichgewicht und Spannung bewältigt hatte, kürte er diesen Boulder zum Tagessieger.

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Nach geschlagenen 6 Stunden waren wir wieder an unserem Ausgangspunkt angekommen und hatten dabei nur die hälfte aller orangenen Probleme dieses Parcours gemacht. Einige blaue und sogar ein rotes Problem waren gelöst und wir mächtig stolz auf uns – aber auch erschöpft und hungrig. Mit großem Appetit auf ‘was Frisches’ gingen wir auf dem Weg zum Zeltplatz noch in einen Supermarkt und kauften Nektarinen, Kirschen, Tomaten, Käse und Mückenspray. Dann gings ab zum Zeltplatz und nach dem Duschen haben wir die besten Campingplatznudeln der Welt gemacht: In die heißen Nudeln ein kleines Glas Fertigsoße, eine kleine Dose Thunfisch, viele geviertelte Minitomaten, ein paar Käsestreifen, einen Schuss Rotwein und etwas Chili geben. Lecker! Nur wenig später waren wir müde im Zelt und bald darauf im Traumland.

[zonoex url=”” title=”Der letzte Boulder des Tages”]FB2010_tag1_010.jpg[/zonoex]
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Freitag

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Die Feststellung am nächsten Tag: Zwar sind die Finger angestrengt und die Muskeln etwas steif, insgesamt scheint Bleau aber sehr Fingerschonend zu sein. Dem Plan T Rex stand also nichts im Wege. Uns war bewusst, dass wir hier deutlich mehr der Sonne ausgesetzt wären, als am Vortag, aber den fast strandartigen Untergrund, der sich im Boulderführer so gut auf den Fotos machte, wollten wir nicht auslassen. Der Führer sagt über dieses Gebiet: “Dieser Rundkurs ist berühmt dafür, recht ‘einfach’ für einen Blauen zu sein, denn er ist nicht zu lang und das Absprunggelände ist so gut, dann man das Problem 1001 Mal probieren kann, bis man es schafft”. Auch hier dachten wir uns: Wie für uns gemacht.

[zonoex url=”” title=”Anne im Überhang”]FB2010_tag2_003.jpg[/zonoex]
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Für mich war der blaue Kurs dann doch etwas zu schwer: Schon bei den ersten 5 Problemen habe ich soviel herumprobiert, bis ich sie (mit Ach und Krach) schaffte, dass ein Großteil meiner Kraft des Tages aufgebraucht war. Zwar habe ich noch viel versucht, auch um Thomas bei der Lösungssuche beizustehen, aber geschafft habe ich von den blauen nichts mehr. Da kam es mir gelegen, dass auch organgene und gelbe (ganz leichte) Probleme definiert waren, an denen ich mich etwas erfolgversprechender austoben konnte. Zwischendurch war mir so warm und ich so K.O., dass sogar die Kamera zu schwer war, um Actionfotos vom Held des Tages zu machen! Aber Thomas hatte an diesem Tag viel Spaß und ich fand es auch toll, wenn auch nicht sehr erfolgreich.

[zonoex url=”” title=”Knifflige Boulder”]FB2010_tag2_005.jpg[/zonoex]
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Zurück auf dem Zeltplatz gab es nach einem Abstecher in den Supermarkt die beste Wassermelone der Welt (wie alles auf dem Zeltplatz einfach unglaublich lecker schmeckt!) und eine ausgedehnte Dusche. Die Nudeln fielen an diesem Abend nicht ganz so üppig aus – wahrscheinlich war es einfach zu warm, so dass uns die paar Salamis über den Tag fast gereicht haben. Während wir aßen füllte sich unsere Nachbarschaft mit vielen Franzosen und mindestens genauso vielen Hunden. Die ganze Bande hatte noch viel Spaß am Abend, ging aber auch zeitig zu Bett, so dass uns deren Gelage nicht vom Schlafen abhielt. Zumindest nicht am Abend…

[zonoex url=”” title=”Der letzte Boulder des Tages”]FB2010_tag2_007.jpg[/zonoex]
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Samstag

[zonoex url=”” title=”Soweit die Schuhe tragen”]FB2010_tag3_001.jpg[/zonoex]
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Am nächsten Morgen nämlich machte der ganze Trupp schon um sechs Uhr einen Lärm als wären sie alleine auf dem Zeltplatz. Nach einer Stunde oder so kehrte dann wieder Ruhe ein, weil sie offenbar zum Klettern oder Bouldern aufgebrochen waren. Unsere Nachtruhe war damit aber auch um eine Stunde verkürzt. Wir ließen uns aber die Laune nicht verderben und schauten uns während des Frühstück nochmal an, was wir heute tun wollten. Da wir gegen 1 zurück beim Zelt sein wollten um noch zu duschen, zu packen und dann nach Paris aufzubrechen, hatten wir uns für den Rabbit Run entschieden. Nah am Parkplatz, wieder schattig, recht klein und kompakt und laut Führer nicht sehr häufig frequentiert. Da sich der Zeltplatz Freitag abend ganz schön gefüllt hatte und sicher auch die Locals selbst den Samstag nutzen würden, kam uns dies alles ganz recht.

[zonoex url=”” title=”Soweit die Hände tragen”]FB2010_tag3_003.jpg[/zonoex]
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Mit nur 20 orangenen Problemen und keinem weiteren Rundkurs ist dieser Spot recht klein. Außerdem waren uns manche der Probleme aufgrund des Absprunggeländes oder der Höhe recht gruselig, so dass wir gegen 12 durch den Kurs durch waren. Den krönenden Abschluss bildete die Nummer 15 bei uns im Führer (dieser ist offenbar veraltet, denn am Fels war das Problem mit Nummer 19 beschriftet): Mit viel Reibung und etwas Kante kam man zu einem kleinen Plateau, von dem aus man mit einem weiten Schritt nach links (der Krampf im Oberschenkel war vorprogrammiert) und dann mit einem noch weiteren Griff nach oben das Problem gelöst bekam. Wie es geht hatte ich rasch herausgefunden, dass es geht musste mir erst Thomas zeigen. Nachdem er bewies, dann man mit meiner Lösung hochkommt, konnte auch ich das glauben und bekam das Problem gelöst. Ein sehr ästhetischer, kurzer, knackiger Abschluss eines herrlichen Boulderwochenendes. Toll!

[zonoex url=”” title=”Schöne Boulder im schattigen Wald”]FB2010_tag3_005.jpg[/zonoex]

Zurück auf dem Zeltplatz waren wir froh, nicht gleich morgens abgebaut zu haben: Eine halbe Melone, und je eine Dusche später fühlten wir uns beide wieder fähig, in die Zivilisation zurückzukehren. Nach einer sehr französischen Fahrt nach und durch Paris (keiner hält sich an die Regeln, aber jeder rechnet mit allem) und einigem Herumirren, weil genau die Straße in die wir wollten wegen einer Demo gesperrt war, kamen wir erledigt im Hotel an und genossen die Annehmlichkeiten eines richtigen Bettes. Gegen Abend putzten wir uns für das Julien heraus, wo wir ein sehr gelungenes Wochenende ausklingen ließen. Thomas hatte diese Örtlichkeit für uns ausgesucht und reserviert, und es lohnt sich wirklich, dort Mal hinzugehen: Sehr eng, aber gepflegt sitzen geschätze 150 Menschen an ausgebuchten Tischen und lassen sich die gute Küche schmecken. Die Kellner wirbeln hektisch um einen herum und durch riesige Spiegel an allen Wänden wirkt das Etablissement noch größer und bunter. Touristen ist man hier offenbar gewohnt, denn erstens sah man viele von ihnen mit einem Reiseführer sitzen, zweitens hatten wir eine deutsche Familie neben uns sitzen (die Kinder haben den ganzen Abend mit ihrem iPod Touch gespielt – ich bin fast neidisch geworden, weil ich meinen im Hotel gelassen hatte…), und drittens gab es die Speisekarte sogar auf englisch.

[exzo url=”” title=”Den vorletzten Boulder haben wir nicht geschafft …”]FB2010_tag3_006.jpg[/exzo]

Wir entschieden uns jeden für ein kleines Menü aus Ratatouille, Steak und Käse bzw. Hasenterrine, Steak und Creme Brulée. Dazu ein gekühlter Rosé (es war wirklich warm!) und viel Wasser “sans Gaz” – ohne Sprudel, also – wie in Frankreich üblich – aus der Leitung. Zwei Stunden später macnten wir uns satt und zufrieden auf den Heimweg und beschlossen, noch einen Abstecher ins Le Train Bleu zu machen. Auch dieser Laden ist Thomas empfohlen worden. Aber als wir dann vor der Tür standen und auf die Karte schauten, beschlossen wir, dass wir eigentlich satt und zufrieden sind, und dass wir für einen Drink nicht das bezahlen wollten, was die Herrschaften verlangten und spazierten zum Hotel.

[exzo url=”” title=”… dafür war der letzte um so schöner”]FB2010_tag3_007.jpg[/exzo]

Sonntag

Das Sightseeing am Sonntag in Paris ließen wir dann wegen schlechtem Wetter und K.O. und langer Heimreise (mit Ferienrückreiseverkehr in Deutschland) bleiben und machten uns stattdessen gegen 11 in die Spur. Ohne Demo und gesperrte Straßen kamen wir gut und schnell aus Paris raus, um den Stau bei Karlsruhe wurden wir vom Navi herumgelenkt, und so waren wir am frühen Abend wieder in Ulm.

In vier Sätzen zusammengefasst kann man über Bouldern in Fontainebleau sagen: Bleau geht auch, wenns warm ist – egal, was die anderen Gegenteiliges sagen. Nach drei Tagen Bouldern passen die Schuhe nicht mehr, weil die Füße geschrumpft sind. Die Haut der Fingerspitzen ist zwar gereizt, aber alles in allem ist Bleau sehr Fingerschonend (oder kann Fingerschonend sein – da wo wir waren). Und nach spätenstens drei Tagen Bouldern braucht man mindestens einen Tag Ruhe…

Und in einem Wort zusammengefasst war das Wochenende: Klasse!

Nachspiel

Zum Abschluss noch 3 Bilder, die Lust auf mehr machen sollen.

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