Leite Klettersteig

[by AnnePanne]

Letztes Wochenende war seit langem mal wieder stabil schönes Wetter angesagt, und da hat es uns natürlich nicht in den eigenen vier Wänden gehalten. Und weil Sebastian gerade aus Tibet wiederkam, und der Meinung war, die roten Blutkörperchen noch etwas ausnutzen zu wollen, war er auch schnell im Boot. Wie bei unseren Wochenendtrips üblich stand also Donnerstag Mittag der Gedanke im Raum und Donnerstag Abend war der Plan gefasst Freitag Mittag in die Berge zu fahren. Und ebenfalls wie üblich kommt es meistens anders, als man denkt.

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Der Plan war, Freitag Abend anzureisen, am Samstag der Leite Klettersteig und Sonntag der Crazy Eddy. Bei drei Stunden Kletterzeit für letzteren bliebe Sonntag sogar noch genug Zeit, auf dem Campingplatz zu duschen und zu einer Vernünftigen Zeit wieder zu hause zu sein.

Aber schon bei der Anreise macht mir mein Kopf-wie-Sieb einen Strich durch die Rechnung. Ich hatte nämlich ganz vergessen, dass wir ja noch zum Drink and Drive verabredet waren. So wurde also die Anreise um 12 Stunden nach hinten verschoben, der Rest des Plans blieb unverändert. Sebastian versprach, Samstag um 5 vor 7 bei uns zu sein – und war pünktlich wie ein Maurer da (beachtlich, angesichts einer Anreise aus Stuttgart). Mit Zwischenstop bei Brigitte zum Klettersteigset holen waren wir halb acht in der Spur und auf dem Weg ins Wochenende.

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Pünktlich um neun kamen wir am Zeltplatz an und suchten uns ein hübsches Plätzchen aus. Hauptkriterium war (natürlich!) die Anwesenheit zweier Bäume zwischen denen sich die Slackline spannen ließ. Diese war auch gespannt, bevor wir überhaupt daran dachten, das Zelt aufzubauen. Zusammen mit drei Jonglierbällen, die ich bei Sebastian im Kofferraum gefunden habe, hatten wir schnell die Aufmerksamkeit unserer Platznachbarn auf uns gerichtet. Spätestens, als wir versuchten, auf der Slackline zu jonglieren, müssen wir gewirkt haben wie Zirkusanwärter auf Ausflug.

[exzo url=”” title=”Zirkusmeister am Werk”]Leite.aug2010_003.jpg[/exzo]

Als dann der Rasen etwas abgetrocknet war, bauten wir das Zelt auf, genossen noch eine 5-Minuten-Terrine und machten uns auf den Weg zum Einstieg. Wir waren bei weitem nicht die ersten auf dem Parkplatz, aber das war auch nicht unser Ziel. Im Gegenteil: Da unklar war, wie schnell wir mit Sebastian als Bergsteigerneuling unterwegs sein würden, war es ganz angenehm, die ersten Menschenmassen vor sich, und nicht hinter sich zu wissen.
Schon beim Einstieg fragte Sebastian zum ersten Mal, wer ihn eigentlich hierzu überredet hatte. Das mulmige Gefühl hielt ihn aber dennoch nicht ab, nach mir einzusteigen und sich Thomas’ gutes Zureden von hinten zu Herzen zu nehmen. Die ersten Meter liefen sehr gut, und er gewann ein bisschen Selbstvertrauen – runtergucken wollte er aber nicht.

[zonoex url=”” title=”Am »Einstieg«”]Leite.aug2010_004.jpg[/zonoex]
[exzo url=”” title=”Die ersten knakkigen Meter”]Leite.aug2010_016.jpg[/exzo]
[zonoex url=”” title=”Die ersten Meter geschafft und Zeit für ein kleine Pose”]Leite.aug2010_005.jpg[/zonoex]

Mit einer Bewertung von C/D ist der Leite Klettersteig keiner der einfachen, und das machte sich denn auch nach den ersten 30 Höhenmetern deutlich bemerkbar. Für mich als Kletterer war es ungewohnt, die glatte Wand zu nehmen, wo doch zwei Meter weiter links angenehmes Gebröckel zu sehen war… Aber wir wollen ja unterm Seil bleiben, und so musste ich wohl oder übel die platte hoch. Nach zwei, drei Metern gewöhnt man sich aber an dieses Gefühl und lernt, seinen Schuhen und dem Seil zu vertrauen. Sebastian brauchte zwar zwei Meter mehr, um dieses Vertrauen aufzubauen, und wollte auch immer noch nicht runter, in Thomas Kamera gucken, aber er schlug sich sehr wacker. Das Versprechen, dass dann das schlimmste Geschafft sein, beflügelte ihn dann auch auf den letzten Metern der Crux. Danach kamen zwar immer wieder kurze plattige Stücke, aber immer öfter durchsetzt mit Gehgelände, so dass die zweite Hälfte des Steigs zumindest im Kopf leichter fiel. Zum Problem wurde für mich dann aber die Sonne, die das Stahlseil ganz schön aufheizte. Aber mit dem Ende in Sicht ließ sich auch das aushalten.

[zonoex url=”” title=”Gruppenbild mit Dame”]Leite.aug2010_006.jpg[/zonoex]
[exzo url=”” title=”Fast ganz oben”]Leite.aug2010_007.jpg[/exzo]

Kurz vor dem höchsten Punkt des Klettersteigs teilte sich der Weg und wir erfuhren von einer anderen Seilschaft, dass sich nach links ein Gipfelbuch befand und der Weg nach rechts weiterging. Den Umweg zum Gipfelbuch haben wir gern gemacht – zumindest für Sebastian und mich war es schließlich das erste Gipfelbuch. Danach ging es weiter zum letzten Aufschwung und nach gut zwei Stunden gemütlicher Kletterei war der Aufstieg geschafft. Den Gipfelschnaps verschoben wir auf später, da wir von hier aus noch ans Stahlseil gebunden etwas absteigen mussten, bevor es über ein Schotterfeld zurück ins Tal ging. Ein Blick in den Routenführer offenbarte, dass uns außerdem noch eine Seilbrücke bevorstand. Während ich mich darauf freute, auch mal über eine Seilbrücke zu gehen, fragte Sebastian erschrocken nach, ob das etwa wie auf dem Foto vom Crazy Eddy sei. Wir sagten ihm, dass das Foto zu einem anderen Klettersteig gehörte, womit er sich vorerst zufrieden gab. Schließlich an der Seilbrücke angekommen, gab es dann kein zurück mehr (auf die Frage, ob er abklettern wolle, sah dies dann auch Sebastian ein): Einer nach dem anderen überquerten wir (mehr oder weniger glücklich) die Seilbrücke. Als dann klar war, dass ab sofort nur noch Wandern bevorstand, gönnten wir uns ein paar Würstchen, Müsliriegel und den obligatorischen Jägermeister, bevor wir über die Schotterpiste ins Tal abstiegen.

[zonoex url=”” title=”Die Seilbrücke”]Leite.aug2010_008.jpg[/zonoex]
[zonoex url=”” title=”Gipfelschnaps (besser spät als nie)”]Leite.aug2010_009.jpg[/zonoex]

Am Parkplatz angekommen machten wir noch kurz Pause, tranken jeder einen großen Schluck (die Wetterfee hatte ihr versprechen gehalten: Es war ein warmer, sonniger Tag) und machten uns auf den Weg zum Campingplatz. Unterwegs schmiedeten die Jungs den Plan, statt zu duschen in den Fernstein-See zu gehen. Besonders Sebastian hielt an diesem Plan fest. Am See angekommen brachte er dann aber doch nicht mehr als den großen Zeh ins Wasser, nahm sich aber fest vor, “morgen” zu gehen, wenn mehr Sonne da sei. Zurück auf dem Campingplatz gab es dann ein Nickerchen für mich, während die beiden Männer unsere berühmten Campingplatznudeln zubereiteten. Pünktlich zum Essen wurde ich geweckt und wir ließen den schönen Tag bei leckerem Essen und zwei Flaschen Wein gemütlich ausklingen.

[exzo url=”” title=”Klettersteig Panorama”]Leite.aug2010_010.jpg[/exzo]

Der nächste Morgen brachte zum Vorschein, was der letzte Tag gekostet hat: Blaue Knie, wunde Hände, Muskelkater und weitere kleine Wehwehchen. Da wir außerdem vergessen hatten, die Routenbeschreibung des Crazy Eddy auszudrucken, aber wussten, dass er mit einer D-Bewertung nochmal etwas schwerer sein würde, als der Leite-Klettersteig, fassten wir einen alternativ-Plan: Tretboot fahren!

[zonoex url=”” title=”Frühstück”]Leite.aug2010_011.jpg[/zonoex]
[exzo url=”” title=”Seeblick”]Leite.aug2010_012.jpg[/exzo]

Nach einen gemütlichen Frühstück gingen wir also zum See und waren zufälligerweise pünktlich zur Eröffnung da, so dass wir die ersten waren, die sich ein Tretboot aussuchen konnten. Nachdem wir unterwegs ein paar Blasen als Taucher identifiziert hatten, versuchten wir diese zu vermeiden und steuerten stattdessen eine golden glitzernde Sandbank an. Unterwegs testeten die Helden an Bord mit allen Gliedmaßen und sonstigen Körperteilen die Wassertemperatur, und fanden es jedes Mal aufs Neue kalt. Nachdem aber dem, der als erstes drin sei, ein Eisbecher versprochen wurde, war die Sache schnell geritzt: Beherzt sprang Thomas ins Wasser… und war genauso beherzt schnell wieder an Bord. Das konnte Sebastian natürlich nicht auf sich sitzen lassen und machte auch einen Ausflug ins kalte Nass. Die zweite Baderunde hoben sie sich dann für den Steg auf, wo größtmögliches Publikum zu erwarten war. Bevor wir aber zurück ruderten, steuerten wir noch eine Runde um die im See gelegene Insel. Von einer der vielen kleinen Inselchen im Wasser, auf denen manchmal nur ein einzelner Baum Platz fand, suchten wir noch zwei Steine für Brigitte aus, und machten uns dann auf in Richtung Hafen. Wie versprochen schwammen die beiden Helden die letzten Meter und ich versuchte derweil unser Gefährt einzuparken. Leider lenkt es sich nicht gut, wenn man langsam fährt, und so musst ich doch auf die Einparkhilfe von außen zurückgreifen: Sebastian zog mich in die Parklücke.

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Zurück am Campingplatz mussten wir feststellen, dass das Zelt immernoch nicht trocken war und beschlossen, es dann eben nass einzupacken. In seine Einzelteile zerlegt, gaben wir ihm noch fünf Minuten in der Sonne, bis das restliche Gepäck verstaut war – der Rest musste dann eben im heimischen Wohnzimmer trocknen. Auf dem Heimweg gab es dann noch das versprochene Eis für Thomas (und den Rest…) und dann ging es nach Hause. Insgesamt haben wir ein aufregendes, trotzdem entspanntes und nochmal schön sommerliches Wochenende verbracht.

Die Bilder in der Gallery sind diesmal etwas weniger … sorgfältig ausgewählt (deswegen sind es auch ca. 100).