post: | Arco #1/2008 | mod: |
23.Feb.08 | 14.Nov.08 |
Arco wird von vielen deutschen Kletterern mit einem lachenden und einem weinenden Auge gesehen. Am Gardasee gelegen bietet Arco teils wunderschönen Fels nur vier Autostunden von Ulm entfernt. In den meisten Wintern kann man in Arco schon im T-Shirt klettern, während in Deutschland noch Schnee liegt. Doch leider ist Arco schon lange kein Geheimtip mehr. An langen Wochenenden im Frühjahr (z.B. Ostern), kennt man am Gardasee jeden zweiten aus den heimischen Kletterhallen. Die hohe Frequenz der Begehungen geht natürlich auch an vielen Routen nicht spurlos vorüber.
Der ungewöhnlich warme Ausklang des Winters Anfang Februar hat uns in Ulm schon viele sonnige Kletterstunden im Blautal gebracht. An kalt-nassen Tagen nervt die Halle nur noch und der Blick schweift gen Süden. Und so beschlossen wir dieses Wochenende ad hoc und nur für zwei Tage nach Arco zu fahren. Viele meiner Freunde zweifelten, ob “es sich denn überhaupt lohnt”. Doch um das heraus zu finden, muss man es einfach mal machen.
[exzo url=”” title=””Guck Guck” Anne in der Aspettando Martino”]arco_200802_blog_001.jpg[/exzo]
Leider konnten wir aus verschiedenen Gründen nicht schon Freitag Nachmittag los. Leicht euphorisch kam ich erst gegen zwei Uhr morgens von einer gesellschaftlichen Runde Kartenspielen nach Hause. Nach dem Packen wahren wir um drei in der Spur und gegen acht Uhr morgens in Arco. Natürlich waren wir etwas müde und haben nach einer kurzen Begehung der Innenstadt erstmal noch ‘ne halbe Stunde im Auto gedöst. Um Neun sind wir in den nächsten rot beklecksten Kletterladen um den neuen zweiteiligen Kletterführer von Filippi zu kaufen. Zu unserem Entsetzen gab es keinen Führer im Laden, aber den (Geheim-)Tip, wo wir noch welche bekommen könnten. 10 Minuten später und 50€ ärmer haben wir uns noch schnell um die Unterkunft für die Nacht gekümmert. Wir hatten zwar Zelte dabei, aber entschlossen uns dann doch für eine Dusche und ein gescheites Bett. Nach den Formalitäten in unserer neuen Unterkunft beschlossen wir, dass auch in Arco der Fels erst noch ein wenig Sonne bekommen sollte und machten für eine weitere Stunde die Augen zu.
[exzo url=”” title=”Poser!”]arco_200802_blog_002.jpg[/exzo]
Kurz nach Mittag standen wir dann endlich vor dem mächtigen Colodri Est um eine erste Eingewöhnungstour zu starten. Laut Wetterbericht sollte es wolkenlos und sonnig und um die 16°C warm sein. Als wir an der Wand waren, war es wolkenlos und sonnig und trotzdem nur 12°C. Im ganzen Tal war es so diesig, dass die Sonne nicht richtig durch kam. Das störte uns natürlich nicht und nach einem kurzen Materialcheck ging es los zum Einstieg der Aspettando Martino – eine leichte 6-Seillängentour (nicht schwerer als 5b/5c). Da ich die Tour 2005 mehrfach geklettert bin, haben wir keinen Führer mitgenommen. Natürlich bin ich prompt in eine falsche Route eingestiegen. (Meinen Fehler habe ich dann auch nach dem zweiten Cam eingesehen 😉 Im zweiten Anlauf haben wir dann den richtigen Einstieg gefunden. Für Anne war es (erst) die zweite Mehrseillängentour und deswegen beschlossen wir, dass ich die komplette Tour vorsteigen würde.
[exzo url=”” title=”Auf dem letzten Meter”]arco_200802_blog_003.jpg[/exzo]
Obwohl wir gut voran kamen, wurde schnell klar, dass wir so für eine längere und ernstere Tour zu langsam waren. Eigentlich hatte ich vor, die 10 Seillängen (bis 6a), welche ich mit Andreas vor drei Jahren gemacht habe, zu wiederholen. Leider musste ich mir eingestehen, dass wir beide dafür dieses mal noch nicht fit genug sind. Materialtausch und Pause dauerten zu lange, das Wetter war zu kühl (vor allem auf den Nachmittag, war die Ostseite doch noch erstaunlich frisch 😉 und der Trainingsstand ließ noch zu wünschen übrig. Doch für diese Tour reichte es noch und so erreichten wir ein wenig später das Ende der Aspettando und stiegen über den Klettersteig durch die Ostwand ab. Am Auto angekommen gönnten wir uns ein ausgedehntes Abendmahl und fingen an, die neuen Führer zu studieren.
[exzo url=”” title=”Die Orizzonti Dolomitici am Piccolo Dain”]arco_200802_blog_004.jpg[/exzo]
Den kurzen Abend verbrachten wir in unserem Zimmer. Müde von den Anstrengungen, reichte es bei mir gerade noch für eine Dusche, bevor ich langsam auf dem Bett ins Traumland rutschte. Zum Glück hatte Anne noch die Muße, den Kletterführer auf andere Mehrseillängentouren zu durchsuchen. So fanden wir uns am nächsten morgen am reich gedeckten Frühstücksbuffet wieder und diskutierten zwei 11Seillängen-Touren am Piccolo Dain. Am Anfang des Sarche-Tals gelegen seien beide eine Perle – top abgesichert und in bestem Fels – eine anhaltend um 5/6.Grad und eine im 4./5.Grad (mit wenigen Ausreissern).
Nach dem Packen und auf dem Weg zum Fels stand unser Entschluss dann fest. Wir würden die leichtere Route probieren, dafür aber immer abwechseln vorsteigen. Damit würde diese Tour Anne’s erste Vorstiegserfahrung in einer größeren Wand werden.
In Sarche angekommen, konnten wir vom Parkplatz aus schon sehen, dass bereits einige Seilschaften in den Routen waren. Bis wir am Einstieg standen, waren mindestens 5 Seilschaften in der Wand, eine machte sich gerade auf den Weg und eine dreier Seilschaft stand noch vor uns an. Wieder wurden die Nachteile der “Perlen” im unteren Schwierigkeitsgrad deutlich. Zu unserem Glück waren wir die einzigen, die die leichte Routen klettern wollten (beide Routen liefen in den ersten zwei Seillängen parallel).
Zur Tour als solches sei nur soviel gesagt: Genusskletterei. Die schwierigeren Stellen sind gut gesichert und absolut fair bewertet. Die Routenfindung ist auch in den leichten Passagen unproblematisch. Wer die “interessanteren” Seillängen haben möchte, sollte übrigens anfangen 😉 Uns hat die Route so gut gefallen, dass wir auf jeden Fall das nächste mal die parallel dazu verlaufende “Amazzonia” gehen werden. Gleich nachdem wir diese zum Aufwärmen erneut durchstiegen sind. Ãœbrigens kann sich jeder Interessierte in einem Routenbuch vor der letzten langen Verschneidung verewigen.
[exzo url=”” title=”Whoohooo!”]arco_200802_blog_005.jpg[/exzo]
Der Abstieg nach der Tour ist unschwer entlang einen Wanderweges. In 30-40min ist man wieder in Sarche angekommen. Für uns war damit das Wochenende fast vorüber. Es blieb gerade noch Zeit für eine Pizza, bevor wir uns auf den Heimweg machten.
Update Etwas mit Recht wurde ich gefragt, ob es sich denn nun gelohnt hätte. Die Antwort darauf ist ganz klar: absolut. Hinfahrt: 5h, Rückfahrt: 4h, Klettergenuss (out of season): unbezahlbar.
Alle weiteren Bilder gibt es wie immer in der Gallery.
geiLLL : ) ihr sieht super aus ich wollte hier liegen
goog photos :))