Beamer & Leinwandbau

Vorgeschichte

Die letzten beiden Monate habe ich einen Ohrgasmus nach dem anderen erleben können. Leider mussten meine Augen in dieser Zeit noch unter meinem alten Panasonic Fernseher leiden. Natürlich war das ein unhaltbarer Zustand, doch wie soll man sich als Konsument im heutigen Formatstreit zwischen BluRay und HD-DVD entscheiden? Kauft man sich jetzt einen neuen HD Fernseher (40Zoll aufwärts), sieht man sich gleich mit Ausgaben zwischen 2k€ und 4k€ konfrontiert. Und wird es dann ein FullHD (1080i) oder reicht doch HD-Ready (720p)? Fragen über Fragen die mir manch schlaflose Arbeitszeit eingebracht haben. Aus diesen Unsicherheiten (&Kosten) heraus habe ich mich dann entschieden, erstmal keinen Fernseher zu kaufen.
Für meinen cineastischen Einsatzzweck zu Hause schien mir ein Beamer die bessere Wahl zu sein. Auch beim Thema Beamer gibt es aktuell diverse Diskussionen (z.B. nicht nur über die neuen HD-Standards, sondern auch um technologische Unterschiede wie LCD vs. DLP) aber um zu schauen, ob ein Beamer überhaupt meine Anforderungen erfüllen kann, reicht auch “erstmal” ein “einfacher Consumerbeamer”. So viel meine Wahl auf den Z5 von Sanyo, welcher bei einem Preis von unter €1000 ein richtiges Schnäppchen ist. Mit Leichtigkeit projeziert der Z5 ein Bild, welches bei maximalem Zoom schon viel zu groß ist. Bei mir steht er ca 4m von der Projektionsfläche entfernt (quasi direkt über der Couch). Eine Woche lang haben wir mit verschiedenen Bildgrößen experimentiert und uns zum Schluss auf ein 250cm*141cm großes Bild geeinigt, welches schon auf der (neu gestrichenen) Raufasertapete nicht schlecht aussah. Und trotzdem ist eine Leinwand ein Muss, wenn man als Heimkinobetreiber ernst genommen werden möchte 😉 Die Entscheidung eine Leinwand zu kaufen, habe ich sehr schnell verworfen (hauptsächlich wegen den Kosten für fest gespannte Leinwände und möglichen Wellen bei Rolloleinwänden). Und so reifte langsam die Idee, in den Club der Leinwandeigenbauer einzutreten.

Material und Kosten

Auch wenn ich mir mit der Leinwand das goldene Obihörnchen verdient habe, bin ich trotzdem niemand, der sich selber sein Holz schlägt und das eigene Tuch webt. Als Leinwandtuch habe ich mich für das Cinetec 1.30 von 3dheimkino.de entschieden. Hauptsächlich weil es schon einige gute Erfahrungsberichte darüber gibt und es im Gegensatz zu anderen Tüchern, nicht Lichtdurchlässig ist (entsprechend wird kein Molton als Unterlage gebraucht, wie z.B. bei der Operafolie von Gerriets).
Den Rahmen habe ich mir als Keilrahmenbausatz bei eurorahmen.de bestellt. Um langfristig Stabilität zu gewährleisten, habe ich den teueren 5cm Rahmen mit 8-fach Kreuz genommen.

[exzo url=”” title=”Rohmaterial”]leinwand200802_001.jpg[/exzo]

Für die Aufhängung an der Wand habe ich im Baumarkt einen Holzbalken mit quadratischer 4cm Grundfläche und ein paar Lochbleche gekauft. Doch dazu später noch mehr. Hier eine Liste aller verbauten Materialien:

1 Cinetec 1.3 300cm*170cm 199€
1 Keilrahmenbausatz 5cm 250cm*141cm 100€
1 Holzbalken 4cm*4cm*200cm 4€
3 Lochbleche 10cm*20cm 6€
10 Neodyn Magnete 6mm*10mm 10€
8 Schrauben 8mm*100mm 10€
viele 🙂 Tackernadeln 13mm 5€

Ich habe Rahmen und Tuch, sowie die Kleinigkeiten am Dienstag bestellt. Rahmen und Tuch wurde beide per UPS verschickt und waren schon Freitag nachmittag in tadellosem Zustand bei mir. Lediglich die Verpackung vom Rahmen ließ darauf schliessen, dass UPS mit zweieinhalb Meter langen Brettern doch an Grenzen zu stoßen scheint. Die Magnete und die Samtfolie sind am Samstag per DHL angekommen.

Leinwandbau

Natürlich beginnt der Leinwandbau mit dem Aufbau des Rahmens. Das 8-fach Kreuz wird einfach aneinander gesteckt und mit den mitgelieferten Schrauben fixiert. Danach kann man den Rahmen von außen aufstecken und handfest zusammenhämmern.

[exzo url=”” title=”Zusammensetzen des Rahmen”]leinwand200802_002.jpg[/exzo]

Als nächstes haben wir uns an die Aufhängung gemacht. Entgegen ersten Plänen, habe ich mich jetzt für eine fixe Aufhängung entschieden.

[exzo url=”” title=”Sägen und Schleifen der Aufhängung”]leinwand200802_003.jpg[/exzo]

D.h. ich habe drei ca. 30cm lange Stücke aus dem Balkenmaterial herausgesägt, und diese mit einer Lochblende versehen in der Wand verankert.

[exzo url=”” title=”Die Aufhängung im Detail”]leinwand200802_005.jpg[/exzo]

Der Rahmen hat eine Tiefe von ca 25mm. Wie oben beschrieben ist das Holz für die Aufhängung ca. 40mm tief, dadurch ergibt sich etwas Spielraum und vor allem, eine angenehme Dreidimensionalität, d.h. die Leinwand schwebt etwas vor der Zimmerwand. Das ist insbesondere gut, da wir eventuell noch hinter die Leinwand eine Lichterkette ziehen wollen.
Der Abstand zwischen Leinwand und Rahmen ist groß genug für die Lochblenden. Damit niemand die Leinwand aus versehen nach hinten schiebt, habe ich hinter die Lochblenden noch zwei Schrauben gesetzt um den Rahmen zu führen und zu fixieren.

[exzo url=”” title=”Der Rahmen an der Wand”]leinwand200802_006.jpg[/exzo]

Nach dem Fototermin des Rahmens haben wir noch flux die Keile in Position gebracht (ohne sie reinzutreiben natürlich). Ausserdem habe ich noch so eine Idee von einer magnetischen Maskierung. Dafür habe ich in den Rahmen Löcher für 10 Neodym-Magnet gebort, doch dazu später mehr.
Das Cinetec ist ein 0.8mm dickes und 800g pro m^2 schweres Tuch, welches von einer Seite lichtundurchlässig schwarz ist. Um eine hohe Langzeitstabilität zu garantieren, enthält das Tuch ein 0,4mm dickes Glasfaser-Inlay. Somit ist es laut Hersteller auch gut zum Spannen auf eine Rahmenkonstruktion geeignet.
Zwischenzeitlich habe ich überlegt, ob wir das Tuch nicht doch auf eine Platte kleben sollen (anstatt es auf einen Rahmen zu spannen). Bei 250cm wäre ich genau an der Grenze, ab der das Kleben nicht mehr empfohlen wird. Das wir von der Idee abgekommen sind, lag aber viel mehr an den logistischen Hürden eine so große Platte in meine Wohnung zu bekommen (sowie das zusätzliche Gewicht der gesamten Konstruktion). Und so hoffe ich, dass die (Werbe-)Aussagen über die Langlebigkeit des gespannten Tuches auch wirklich stimmen.

[exzo url=”” title=”Rahmen und Tuch”]leinwand200802_007.jpg[/exzo]

Den verschiedenen Beschreibungen im Internet folgend, sind wir beim Tackern so vorgegangen: Den Rahmen mittig auf die der Folie gelegt und zentral an einer der langen Seiten fixiert. Danach unter ordentlich Zug die gegenüberliegende lange Seite in der Mitte fest getackert. Von da haben wir immer eine Nadel Rechts und eine Links der Mitte gesetzt (und dabei jeweils immer die Seite gewechselt). Wichtig dabei ist, dass man das Tuch so gut wie möglich nach aussen zieht (sprich: weg von den schon fixierten Nadeln). Über leichte Wellen in der Mitte sollte man sich keine Sorgen machen. Die zieht man nach und nach raus.
So haben wir weiter gemacht, bis wir ca 30cm vor den Ecken waren. Dann haben wir uns erst den kurzen Seiten gewidmet. Dabei sind wir nach dem gleichen Prinzip vorgegangen, also erst die Mitten fixiert und dann alternierend links / rechts eine Nadel dazu.
Die Ecken habe ich dann nach innen gefaltet, aber noch nicht endgültig befestigt. Ich habe ca 5cm in jede Richtig frei gelassen, damit das Tuch auf der Rückseite beim Spannen durch die Keile noch ein wenig Spiel hat. Insbesondere sollte man darauf achten, dass man keine Nadeln über die Ritze des Rahmens schießt, sonst ist es ja kein Keilrahmen mehr. Schliesslich sollen diese beim Treiben der Keile noch genügend Spielraum haben.

[exzo url=”” title=”Beim Tackern”]leinwand200802_008.jpg[/exzo]

Das Tackern der Leinwand auf den Rahmen ist natürlich der kritischste und entscheidende Arbeitsschritt. Entsprechend viel Respekt hatte ich davor. Wem es ähnlich geht, kann ich noch zwei aufmunternde Wort mitgeben. Das Cinetec Tuch läßt sich wunderbar verarbeiten. Ich hatte keine Probleme es an den Rahmen zu tackern (insbesondere ist das Tuch fest genug, dass keine Nadel durch das Tuch durchschießt). Wenn man nur etwas Geduld mitbringt, immer alternierend arbeitet und vor allem das Tuch gut spannt, wird von dem Ergebnis nicht enttäuscht sein. Natürlich arbeitet es sich zu zweit viel leichter (einer spannt, einer tackert) und wenn man eine Leinwandeigenbau-Party draus machen möchte, ist man zu sechst mit zwei Tackern auch in einer Stunde fertig.

[exzo url=”” title=”Die fertige Leinwand”]leinwand200802_009.jpg[/exzo]

Für das Tackern sollten man mindestens 10cm-15cm überschüssiges Tuch auf jeder Seite haben, vor allem um noch kräftig ziehen zu können. Da die Tücher nur in Bestimmten Größen verkauft werden, haben wir uns also für das 300cm*170cm große Tuch entschieden und im letzten Arbeitsschritt entsprechend viel vom überstehenden Rest abgeschnitten.

Und das wars dann auch schon zur Leinwand. Was bleibt ist jetzt noch eine Maskierung außen herum, um den optischen Kontrast zu erhöhen. Die MDF Platten, welche ich dafür haben wollte, waren leider im Baumarkt gerade ausverkauft. Im Moment bin ich mir aber nicht einmal sicher, ob ich überhaupt einen schwarzen Rahmen um das Bild haben möchte. Ich bezweifle nicht, dass es (wie beim Foto ja auch 😉 einiges zur gefühlten optischen Güte beitragen kann. Auf der anderen Seite verschwindet die Leinwand im Moment im Zimmer. Das weisse Tuch integriert sich gut in das Zimmer vor der weißen Wand. Ein breiter schwarzer Rahmen würde bei nichtgebrauch dann optisch doch deutlich auftragen. Deswegen ist diese Entscheidung im Moment noch “on hold”, auch wenn ich die schwarze Samtfolie schon da habe.

In Action

Zu guter letzt noch vier Fotos von Beamer und Leinwand “in action”. Viel Spass beim betrachten und eventuellem Nachbau.

[exzo url=”” title=”Serenity Logo”]leinwand200802_010.jpg[/exzo]

[exzo url=”” title=”DVD Szenenauswahl in 16:9″]leinwand200802_012.jpg[/exzo]

[exzo url=”” title=”Central Planets in Cinescope”]leinwand200802_014.jpg[/exzo]

[exzo url=”” title=”Clash of Armada and Reavers in Cinescope”]leinwand200802_016.jpg[/exzo]

Alle weiteren Bilder gibt es wie immer in der Gallery.


6 Responses [Umgekehrte Reihenfolge]

  1. Nascar
    #57226
    6

    awesome pictures

  2. #56603
    5

    Cool setup, When I was building my apartment, I notice we had this huge white wall in our living room which begged for Home Cinema. So my wife was up for it, we installed a Leinwand 2.5 metre zoll!

    I like your speaker setup! I’ve got B&W’s in front and center and the KEF eggs on the ceiling for rear speakers.

    I notice you wrote the EXIF plugin for WordPress, I wrote one for BlogEngine. Funny world…

    PS Firefly rocks!

  3. #56406
    4

    And which language do you want it translated to?

  4. #56165
    3

    I want to see this post. Can you please add a translation feature ?

  5. #54308
    2

    ist nichts mehr für Leute mit Kinetose. Bist aber gerne eingeladen, das mal zu testen. Musst ja eh noch ‘nen Rekord brechen… oder vielleicht schaffen wir zusammen ja Level20 im Survival?

  6. don
    #54305
    1

    chic, aus meiner Erfahrung ist das Basteln selbst der größte Spaß. Und wie passt das mit Tekken zusammen?