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13.Oct.07 | 11.Mar.08 |
Segeln 2007: Freitag 12. Oktober bis Sonntag 21. Oktober
Bericht von Anne
Als in Deutschland an Sommer schon lange nicht mehr zu denken war, machten sich 6 unerschrockene Amateur-Segler und ein Skipper auf, um die Kroatische Küste zu erobern.
Mit von der Partie: Heinrich (der Skipper), Brigitte, Gabi, Steffen, Claudia, Thomas und ich. Die beiden letzteren hatten noch nie einen Fuß auf ein Segelboot gesetzt und waren entsprechend erwartungsvoll, als sie sich Freitag Spätnachmittag aufmachten, um den Rest der Crew zu treffen.
[exzo url=”” title=”Gruppenfoto”]kro2k7_001.jpg[/exzo]
Teil 1: Die Vorbereitung
Heinrich als erfahrener Seemann stellte den groben Schlachtplan auf einer Wiki-Seite vor und jeder konnte seinen Senf dazugeben. Da ich relativ Spät mit ins Boot geholt wurde, hatte ich zur Ziel- und Bootswahl nicht mehr viel zu sagen – aber ich hätte eh keine Alternativvorschläge gehabt und Kroatien war eine tolle Wahl.
Dafür durfte ich beim Essen schon voll mitreden: Jeder sollte sich für einen Tag was zum Essen überlegen und eine Einkaufsliste erstellen. Das Ergebnis war eine Semi-Chaotische Liste, die unter Organisatoren-Regie zu was einigermaßen Brauchbarem sortiert und ausgedruckt wurde. Zu diesem Zeitpunkt kannte ich nur Brigitte (von einem Treffen im Henry’s) und natürlich Thomas. Von allen anderen wusste ich nur, was sie so in der Wiki geschrieben hatten – was durchaus aufschlussreich war, auch was den Segeltrip des vergangenen Jahres angeht. Jedenfalls hab ich mich beim Lesen prima amüsiert und schon gefreut, die Crew endlich kennen zu lernen.
Vorher gab es aber noch ein ganz anderes Problem zu lösen. Was nimmt man mit? Bikini und Handtuch ist noch klar, aber dann? Wie kalt wird es, wie nass, wie windig? Und überhaupt, wo soll das alles hin? Angesagt war, dass wir Gummistiefel mit heller Sohle brächten. Die zu kriegen war gar nicht so einfach. Der erste Gedanke „Sportgeschäft“ brachte mich nicht weiter. Auch Baumärkte (die haben doch wohl Gummistiefel? Arbeitsschutz und so?) konnten uns nicht weiterhelfen und das nächste Segelfachgeschäft hatte schon Feierabend, als wir morgen los wollten. Der letzte Verzweifelte Versuch: Schuhgeschäfte. Wer hätte es gedacht: Neben furchtbar bunten Trendgummistiefeln gab es auch einigermaßen warme hell besohlte Ausgaben für nicht mal viel Geld.
Seit dem haben Thomas und ich die gleichen Gummistiefel. Sogar in der gleichen Größe. : )
Na ja. Den Rest habe ich dann nach Gefühl gepackt: Möglichst viel für drunter (Hemden und Tops – davon kann man ja auch 5 übereinander anziehen), einen dicken Strcikpulli und eine Wind-Regen-Jacke. Nach der einen Woche war zwar all das speckig und reif für die Wäsche, aber so im großen und ganzen hab ich es (zum Glück) gut abgeschätzt. Nur ein Handtuch mehr werde ich das nächste Mal mitnehmen. Das Abtrocknen nach dem Duschen am letzten Tag war doch etwas… na sagen wir, es zerstörte ein bisschen den Effekt des Duschens, weil ich mich damit eben auch die ganze Woche vom Salzwasser getrocknet hatte. Aber dazu später mehr.
Dann endlich war Freitag Abend, und ich verließ vorfreudig mit gepackten Taschen und Schlafsack das Haus. Die ersten, die ich dann kennen lernte waren Claudia, Steffen und Heinrich beim Einkauf für den Trip im Kaufmarkt in Ulm.
[exzo url=”” title=”Pano auf Hoher See”]kro2k7_002.jpg[/exzo]
Teil 2: Das Einkaufen
Wie gesagt, die Einkaufsliste war nach chaotischem Start zu etwas Semi-Brauchbarem geworden und wir teilten uns in Gruppen auf, um die drei oder vier Seiten umfassende Liste abzuarbeiten. Inbegriffen waren spontane Planänderungen und witzige Sonderaufträge. Für Brigitte wollte Thomas zum Beispiel noch leckeren Tee mitbringen und fand „heiße Liebe“ angemessen. Das diese Sorte die richtige Wahl war, verriet das Leuchten in ihren Augen und das herzliche Lachen, als sie ihr Geschenk zu sehen bekam.
Schon beim Einkauf wurde ich dann über eine wichtige Segeltradition aufgeklärt: Der Rum. Und zwar bekommt jedes Crew-Mitglied für jedes erfolgreiche An- und Ablegen einen Schluck Rum. Außerdem wird eine Portion an Neptun rausgegeben (sprich ins Wasser gekippt) um ihn weiterhin freundlich gesinnt zu halten. Feststellung nach dem Trip war: Eine Flasche reicht für sieben Leute und eine ganze Woche nicht aus. : )
An der Kasse haben dann nicht nur wir uns bestens amüsiert: Zwei Wagen bis oben hin beladen (und trotz der Aufteilung der Einkaufsliste war in beiden Wagen eigentlich von allem was) wollten irgendwie einfach nicht auf ein Band passen und die Kassiererin hatte (Vorahnung?) eine Handgelenkbandage um. Nachdem sie für die große Summe eine Erlaubnis vom Chef hatte, die Kartenzahlung zu akzeptieren und gefragt hat, ob größere Katastrophen bevorstehen und sie sich auch eindecken sollte, konnten wir alles auf ungefähr unendlich viele Papiertüten verteilen und ins Auto laden. Dabei erwies sich der vermeintlich Kleine von Thomas als ziemlich großer Schlitten: Es hat alles in den hinteren Teil des Autos gepasst (eingeladen mit offenem Verdeck – ziemlich clever, wie ich finde) – und es wäre noch mehr gegangen. Nach soviel Aufregung machten wir uns dann auf, noch was zu essen (Subway-Sandwiches sind einfach das Beste! : ) und Knoten (am Geländer zum Untergeschoss des Subways) zu üben. Dabei konnte ich stolz präsentieren, dass ich zu Hause schon geübt hatte.
Dann, gegen 21 Uhr luden wir uns alle ins Auto und machten uns auf, in Richtung Kroatien. Gute 12 Stunden fahrt waren angedacht, und größere Pausen eigentlich nicht eingeplant.
[exzo url=”” title=”Leichte Schieflage”]kro2k7_003.jpg[/exzo]
Teil 3: Die Fahrt
Thomas und ich waren mit dem Essen allein im Auto, wogegen bei Heinrich noch Steffen, Claudia und der Vater von Wanja waren (die Freundin von Arne, der eine zweite Crew für ein zweites Boot hatte, und den wir erst unterwegs trafen).
Nur zu zweit im Auto sein bietet den Luxus, recht viel Platz zu haben – keiner muss hinten sitzen und die Beine haben doch recht viel Freiheit. Großer Nachteil: Es gab nur den Fahrer und mich… Natürlich ist es meine Aufgabe bei einer solchen Nachtfahrt, den Fahrer zu unterhalten und zu versorgen. Am Anfang viel mir das auch noch recht leicht, aber je weiter die Nacht fortschritt, umso weniger konnte ich mich zusammenreißen, und ich glaube irgendwann bin ich auch mal richtig eingeschlafen für längere Zeit. Gegen meine Gewohnheit, auf der Autobahn einzuschlafen, wenn ich nicht selbst fahre, kann ich einfach nicht viel machen.
Jetzt, wo ich bei Thomas wohne, darf ich das Auto auch fahren und bin versichert – zum Zeitpunkt der Reise galt das noch nicht. So ist Thomas also durchgefahren und wir waren beide froh, als am nächsten Morgen die Dämmerung begann. Das Wachbleiben ist mit Tageslicht doch deutlich leichter.
Zu diesem Zeitpunkt zeigte sich uns dann auch die völlig andere Landschaft von Kroatien: Steinig und karg, aber wegen der morgendlichen Stimmung und der Vorfreude aufs Segeln doch irgendwie schön.
Unterwegs auf der Autobahn haben wir dann noch Arne und den Rest seiner Crew getroffen und so fuhren wir nun in Dreierkolonne in ??? ein, um unser Schiff zu übernehmen und Brigitte und Gabi zu treffen. Mich und Thomas übermannte in ziemlich unbequemer Stellung dann erst mal für zwei Stunden der Schlaf. Das machte die Nacht nicht wirklich wett, tat aber trotzdem echt gut.
[exzo url=”” title=”OhLaLa!”]kro2k7_005.jpg[/exzo]
Teil 4: Endlich geht’s los
Gegen Mittag konnten wir dann endlich aufs Boot und wir Mädchen haben unsere Millionen Tüten an Bord geschafft und verstaut – während die Jungs guckten, ob auch alles dran war, was dran gehört, an so ein Boot. Dann gab es eine kurze Einweisung von Heinrich, was das Ausparkmanöver und das grobe Ziel des Segelausflugs betrifft und schon waren wir unterwegs – frei nach dem Motto „learnin by doing“.
Wir einigten uns, zunächst mal Trogir als Wochenziel anzuvisieren, wobei das nur eine grobe Richtlinie war – wenn der Wind gut steht, fahren wir weiter, wenn es weniger windig ist, reicht es auch, wenn wir vorher umdrehen. Der Weg war das Ziel und wir wollten uns nicht stressen.
Direkt am ersten Tag durfte dann auch jeder mal ans Steuer – auch ich – und ich muss sagen, es war wirklich viel Information auf einmal. Man muss viel beachten, um das Segel immer schön dort zu haben, wo man es haben will (bezüglich dem Wind), und zu verhindern, dass es umschlägt („Patenthalse“) und dabei womöglich jemanden vom Boot schmeißt.
Außerdem gab es einen ersten Crash-Kurs in Sachen See-Deutsch. Also, was ist Lee und Luv, wo sind Steuerbord und Backbord und wie heißen die Kurse, die man fahren kann. Einerseits kann man nämlich natürlich sagen, man will nach SüdSüdWest fahren, andererseits bedeutet das auch einen gewissen Kurs zum Wind (mitten rein, oder doch Rückenwind?). Da gibt es „im Wind“, „am Wind“ und „Raumwind“, die für „Wind kommt relativ von vorne“, „Wind von der Seite“ und „Rückenwind“ stehen. All das wird natürlich auf allen möglichen Anzeigen rund um das Steuer angezeigt – und irgendwie hab ich da nach der Einführung eine Nacht zum drüber schlafen gebraucht, bis ich das einigermaßen aufgenommen hatte. Dann war es aber auf einmal ganz klar (nachdem ich am ersten Tag echt überfordert war und immer Heinrich oder Thomas an meiner Seite brauchte, damit sie aufpassen, dass ich das Ruder in die richtige Richtung drehe).
An diesem ersten Tag hatten wir einen recht guten Wind, so dass wir unter vollen Segeln fahren konnten und auch gleich mal gelernt haben, dass so ein Boot wirklich nicht umkippt. Selbst, wenn das Wasser über die Reling schwappt und man nasse Füße bekommt. : )
Um die Schräglage des Bootes messen zu können haben wir dann auch gleich am ersten Tag einen Winkelmesser gebaut: Thomas’ Schlüssel an einem Band aufgehängt funktionierte als Lot, und wurde vor einem Blatt Papier montiert, auf dem in Fünf-Grad-Schritten die Winkel abgetragen waren. Im Lauf der Tage hatten wir dann ein Maximum von etwa 55 Grad Schieflage, die dann auch in verschiedenen Fotos festgehalten wurde.
Eines der Interessantesten Bilder ist das von Gabi, wie sie lesend unter Deck „sitzt“ und es eigentlich so aussieht, als hätte sie einfach ihre Füße hoch gelegt. Wenn man dann aber genau hinsieht, erkennt man die Schiffsglocke, die (wie auch ein paar Handtücher) nicht nach unten, sondern irgendwie zur Seite hängt. Dann stellt man sich das Bild gedreht vor, so dass die Sachen nach unten hängen (wie es sich gehört) und merkt, das Gabi eigentlich irgendwie eingekeilt zwischen Türrahmen und Sitzecke liegt – und erst dann wird einem bewusst, wie schief das Boot eigentlich ist.
Jedenfalls ist es ziemlich toll, und da wir zwar Wind und Wellen, aber schönes Wetter hatten, hatten wir alle die Möglichkeit, uns an das Schwanken zu gewöhnen, und keiner wurde Seekrank. Nach Aussage von Heinrich ist man auch nur die ersten drei Tage Seekrank – wenn man länger unterwegs ist, hat sich das Ohr an das Schwanken gewöhnt, und auch ein Sturm stört nicht mehr…
Gleich am ersten Tag habe ich dann auch die Sinnhaftigkeit von Begriffen wie Backbord und Steuerbord eingesehen: Steuerbord ist die rechte Seite vom Boot (wenn man am Steuer steht und nach vorn guckt), unabhängig davon, in welche Richtung man guckt, ist diese Richtung eindeutig. Wenn der Skipper (also der Chef) sagt, wir legen Steuerbord an, weiß jeder sofort, wo die Polsterung angebracht werden muss, damit der Lack nicht zerkratzt.
Ach ja. Und jeder hat eine Aufgabe bekommen: Bevor man ablegt, müssen gewisse Dinge überprüft werden, damit die Sache möglichst gefahrenlos bleibt. So muss zum Beispiel das Gas für den Ofen abgedreht sein, und die Wasserzufuhr für die Toilette (sonst schwappt das einfach raus, wenn man genug Schieflage hat – und das wollen wir sicher nicht ;). Meine Aufgabe war das Aufräumen unter Deck: Alles was rumlag und zu einem gefährlichen Flugkörper werden könnte, musste verstaut werden.
[exzo url=”” title=”Repariert ;)”]kro2k7_004.jpg[/exzo]
Teil 5: Unser Beiboot
Auf dem Weg zur Bucht, in der wir die erste Nacht verbracht haben, haben wir noch das Motor-Schlauch-Boot getestet, das zur Yacht gehörte. Steffen, Claudia und ich wollten mit dem Boot ans Ufer einer Insel fahren. Laut dem Plan, den wir uns vorher überlegt haben, wäre Steffen dann zurück zu Yacht und hätte noch mal zwei Landgänger geholt.
Soweit kam es aber nicht, weil der Motor vom Motorboot irgendwie nicht so wollte, wie wir. Erst dachten alle, Steffen wäre unfähig einen Motor-Boot-Motor zu bedienen. Es stellte sich aber heraus, dass es nicht seine Schuld war. Das Ding war einfach kaputt: Viel Lärm konnte er machen, und rauchen auch, aber, sobald man von Leerlauf zu Fahren wechseln wollte, starb er einfach ab. Und das, obwohl er vorher, wie es sich gehört, den Benzinhahn von Schildkröte aus Hase hatte (O-Ton Heinrich: … So, und jetzt den Benzinhahn auf Hase drehen… Antwort Crew: HAHAHAHAHAHAHA).
Na ja. Während aber Steffen versuchte, den Motor in Gang zu bringen, trieben wir ziemlich flott auf eine Insel zu, deren Strand eher ein Riff war, was charakteristisch war für die Gegend, in der wir unterwegs waren. Claudia und ich waren also reichlich damit beschäftigt, dafür zu sorgen, dass das Schlauchboot ein Schlauchboot bleibt, und nicht zu einem Lochboot wird… Mit den Paddeln die wir eigentlich nur zur Sicherheit mitgenommen hatten, stießen wir uns also immer von den scharfen Steinen ab und paddelten dann auch gegen die Landströmung wieder zum großen Boot.
Am nächsten Tag nahm Thomas sich des Motors an. Sah ziemlich professionell aus, wie er ihn erst aufmachte, dann an der Schnur rumspielte, mit der man ihn startet, dann wieder zu machte, nur um ihn kurz darauf wieder auf zu machen… Nein, im Ernst: Die Ursache war recht schnell gefunden, und das Problem schien zwischendurch auch gelöst – Thomas konnte wild auf dem Wasser herumpesen. Dann aber soff der Motor doch wieder ab und unser Mechaniker musste wieder ran. Am Ende haben wir dann beschlossen, dass unser Beiboot ja auch vom Yachtmotor betrieben werden kann, und haben es einfach hinten dran gebunden und mitgezogen. Offenbar wollte es kein Motorboot mehr sein, sondern viel lieber ein Paddelboot. Soll es doch, pha! 😉
Außerdem haben wir es am nächsten Tag dann einfach umfunktioniert: An einem langen Seil angebunden ließen wir es hinterm Segelboot herfahren und konnten es so als Rettungsring verwenden. Thomas war der erste im Wasser (aber er hat geschummelt: mit nem Taucheranzug ist das Wasser gar nicht so kalt…) und testete, ob man es schafft, hinten aufs Boot zu klettern, wenn man vorne über Bord geht. So nach und nach haben wir uns dann alle überzeugen lassen, dass 22,5 Grad Wassertemperatur gar nicht so kalt ist. Außerdem war es recht windstill, so dass die Kraft der Sonne noch mal durchgekommen ist.
Wir sind dann also alle mal Baden gegangen und haben versucht, die Yacht einzuholen, die mit einem halben Knoten Geschwindigkeit durchs Meer dümpelte. Ausgehend von einer Schwimmweste, die auf einem Drittel der Seillänge befestigt war (damit das Seil nicht untergeht, und man sich daran festhalten kann), haben nacheinander Heinrich, Steffen, Thomas, Brigitte, Claudia und ich versucht wieder an Bord zu schwimmen. Unmöglich! Steffen hatte etwa ein Drittel der Strecke geschafft, aber als er sich völlig entkräftet einmal umsah, wie weit er denn schon ist, hatte es ihn sofort wieder zur Weste getrieben. Na ja. So haben sich am Ende also Thomas, Brigitte, Claudia und ich im Beiboot wiedergefunden und König der Welt gespielt. Wer uns dann wieder an Bord gezogen hat, muss ich wohl nicht erwähnen. Wir Mädchen hatten jedenfalls unseren Spaß. : )
[exzo url=”” title=”Anne auf der Slackline”]kro2k7_006.jpg[/exzo]
[exzo url=”” title=”tmb auf der Slackline”]kro2k7_007.jpg[/exzo]
Teil 6: Die Nächte
Die erste Nacht verbrachten wir in einer Bucht, ohne an einem Hafen anzulegen (Grober Ort (zum angucken in Google Earth): 43°51’40″N, 15°32’50″O. Ob es genau dort war, weiß ich nicht mehr, aber die Gegend stimmt). Dazu war es nötig, dass jede Stunde jemand nachsah, ob wir noch am anfänglichen Ort waren – ob also der Anker hielt, und wir nicht raus- oder noch viel schlimmer: In Richtung Land trieben. Dabei half ein Blick zu Horizont (ob die Straßenbeleuchtung noch zu sehen war) und auf das GPS, in dem wir die Parkposition eingetragen hatte. Eine Abweichung von wenigen Metern von der Parkposition bedeutete einfach eine Drehung um den Anker – mehr hätte durch neues Anker setzen korrigiert werden müssen.
Da es in der Bucht aber recht windstill war und der Boden gut geeignet zum Ankern, blieb alles ruhig, und ein umparken war nicht nötig. In dieser Nacht habe ich gemerkt, dass eine Wache um 6 eine ziemlich gute Zeit ist: Es wird schon langsam hell, und man muss kein Licht mehr anschmeißen, um sich zurecht zu finden, und man hat noch genug Nacht vor sich, damit sich das noch Mal Einschlafen lohnt. Thomas als einziger, der die Nacht davor komplett durchgefahren war, war von der Wache in der ersten Nacht ausgenommen.
Durch das gleichmäßige sanfte Schwanken des Bootes habe ich in dieser Nacht wunderbar geschlafen. Das lag sicher auch daran, dass die Nacht davor so kurz war und am Tag selbst so unglaublich viel neues passiert ist. Jedenfalls hat diese ruhige Nacht mein Vertrauen in das Boot gestärkt und sowas wie Angst habe ich eigentlich nie gehabt. Auch als ein paar Nächte später ein ordentlicher Regenguss und Wind aufkamen, war das eigentlich nicht schlimm – zwei Mann müssen eben wach bleiben und die Position halten, und umkippen tut das Boot nicht. Dazu aber später mehr.
Die zweite Nacht haben wir im Hafen von Sibenik geschlafen (Der Hafen: 43°43’51″N, 15°53’34.00″O). Natürlich in unseren Kojen an Bord, aber dafür eben ohne Nachtwache. Auch wenn man unter Deck ja eigentlich nicht sieht, ob man nun in einem Hafen liegt, oder irgendwo vor Anker, ist es irgendwie ein anderes Gefühl…
So war auch die folgende Nacht im Hafen von Trogir wirklich ruhig (Ebenfalls der Hafen: 43°30’51″N, 16°14’56″O). Nachdem es dort sogar Duschen für die Segler gab (die einzige Dusche während der ganzen Woche), konnten wir alle schön sauber in unseren Betten liegen und uns vom Schaukeln des Bootes in den Schlaf wiegen lassen.
Den Abend danach wollten wir eigentlich in Split anlegen. Jedoch hauptsächlich um uns kurz die Stadt anzusehen und dann weiter zu segeln. Jedoch hätten wir auch dafür die Hafengebühr für den ganzen Tag zahlen müssen, und das wollten wir irgendwie nicht einsehen. So sind wir nach zwei gescheiterten Anlegeversuchen (beim ersten Mal haben wir nicht den Parkplatz für Segelyachten getroffen und instantan Ärger bekommen und beim zweiten mal hätten wir zahlen sollen) wieder raus gefahren, mit dem Ziel, die Nacht durch zu segeln. Zunächst hatte ich da gar keine Lust drauf, aber als es dann dunkel, und um uns rum nur noch das plätschern der Bugwelle zu hören war, habe ich verstanden, warum die anderen da so scharf drauf waren. Es ist schon ein besonderes Gefühl: Man sieht unendlich viel mal mehr Sterne, als irgendwo sonst, es ist quasi nichts zu hören und trotz Dunkelheit kann man sehr viel sehen. Am Horizont haben wir von Anfang an ganz gruselige Lichter gesehen: Aller Wahrscheinlichkeit nach waren es Fischerboote beim Nachtfischen…
In Decken eingepackt haben wir an diesem Abend einen Edgar Wallace Film angeschaut (moderner Technik sei dank : ) und noch eine ganze Weile Sternbilder und –nebel betrachtet. Mit einer sehr gemütlichen Geschwindigkeit haben wir mit Brigitte am Steuer (sie stand fast die ganze Nacht am Steuer) eine doch sehr große Strecke zurückgelegt. Da es keine Badestops und Anlegemanöver gab, und wir außerdem nicht um die ganzen kleinen Inseln drum herumschippern mussten haben sich die zurückgelegten Seemeilen ganz schön summiert… Jedenfalls sind wir in dieser einen Nacht außen an den der Küste vorgelagerten Inseln vorbei über unseren Startpunkt hinaus Richtung Nordwesten gesegelt.
Die folgenden drei Nächte haben wir in Buchten verbracht, wobei davon die erste (unsere fünfte Nacht auf dem Boot) am spektakulärsten war: Wir hatten Sturm. Es sah den ganzen Tag schon nicht so prima aus, und angesagt war es auch, so dass der Regen gegen Abend nicht überraschend kam. Seine Heftigkeit war da schon interessanter. Vielleicht kam es mir auch nur so vor, weil das Boot so schwankte, aber es hat schon ganz schön geschüttet. Zu allem Überfluss hat an diesem Abend die Technik zum Anker lichten versagt. Ich weiß nicht genau, was da schief gegangen ist, aber Thomas und Heinrich mussten beide unter wackeligen nassen Bedingungen zur Spitze vom Boot laufen und versuchen, den Anker hoch zu kriegen, weil wir umparken mussten. Natürlich hatten sie Rettungswesten an und waren auch am Boot festgebunden – wenn sie also über Bord gegangen wären (was unwahrscheinlich war, denn soo schlimm war der Sturm nun auch wieder nicht), wären sie nicht weggetrieben. Irgendwie haben die beiden dann repariert, was zu reparieren war und unser Boot an einem sicheren Platz wieder geankert. Dafür mussten wir auch gar nicht weit fahren, denn wir hatten uns am Tag schon eine Bucht ausgesucht, die günstig zum Wind lag – wir waren über den Funk ja übers Wetter informiert.
Dieser Abend war der einzige, an dem ich die Gummistiefel, die ich vorher so verzweifelt gesucht hatte, brauchte. Viel wichtiger allerdings wäre eine Regenhose gewesen, die ich dann von Gabi geborgt habe. So ausgerüstet konnte ich die Zeit, in der die beiden Unerschrockenen vorne am Anker rumbastelten, im Regen stehend auf den Tiefenmesser aufpassen, um im Auge zu behalten, dass wir auch nicht auf Grund laufen. Alles in Allem war das eine spannende Stunde, in der ich es durchaus sinnvoll fand, dass wir alle mit der dicken unförmigen hellorangenen Schwimmweste rumliefen. Die allgemeine Panik an Bord habe ich allerdings nicht verstanden – wobei ich die möglichen Gefahren womöglich einfach nicht kenne und deswegen keine Angst vor ihnen hatte.
Danach war es dann allerdings ruhig, und als wir schlafen gingen, fing der Himmel sogar schon an, aufzuklaren, womit auch diese Nacht zwar eine Wache angebracht, aber letztlich unnötig war.
Die Nacht darauf verbrachten wir mit Arnes Crew in einer Bucht, und sie war sehr ruhig (so ruhig, dass Thomas ein Kartenhaus aus einem vollständigen Uno-Spiel bauen konnte), bis auf die Tatsache, dass wir bei der Fahrt in die Bucht beinahe auf Land gelaufen wären: Es war schon dunkel, als wir endlich in die Zielbucht liefen, und auf dem Weg dorthin mussten wir an einer Stelle vorbei, an der es offenbar eine Untiefe (eine Stelle, an der es NICHT tief ist) gab, die nicht (oder nur schlecht) in der Karte verzeichnet war. Gesehen haben wir sie, als sie als kleine steinige Insel neben uns vorbeiglitt – in etwa 10 Metern Entfernung! Wir hätten sie genauso gut treffen können, sind aber mit dem Schrecken davon gekommen. Ob das Boot dabei untergegangen wäre, oder nur eine dicke Beule bekommen hätte, weiß ich nicht, unheimlich war es aber schon. Vor allem, als Claudia und Brigitte mich riefen, ich solle mal hochkommen und mir „das da“ (sie zeigten mit einem Scheinwerfer drauf) mal ansehen, dachte ich zuerst, ich würde einen riesigen Dinosaurier (gut, ich dachte eher an ein überdimensionales Krokodil) sehen, bevor mir klar wurde, dass das Land ist.
In der letzten Nacht hatten wir dann tatsächlich Mal einen Tiefenalarm, was bedeutet, dass der Tiefenmesser piepte, weil die Wassertiefe einen von uns eingestellten Wert unterschritt. Ursache war, dass ein Anker nicht gehalten hatte und wir langsam auf Land zutrieben. In der Sekunde, in der der Alarm losging, war Brigitte aber schon am Steuer, hatte den Motor angeworfen und brachte uns in Sicherheit. So schnell habe ich nicht mal realisiert, dass da was piept… (Kleine Anmerkung: Laut Thomas piept mein Wecker auch immer ewig, bevor ich realisiere, dass das Piepen mir gilt. Inzwischen weckt er mich, wenn er von meinem Wecker darum gebeten wird : )
Arne ist übrigens in der gleichen Nacht wirklich auf Land gelaufen: Sie hatten keinen Tiefenalarm eingestellt und merkten nur irgendwann, dass das Boot nicht mehr auf gewohnte Weise schwankt. Mit dem Motor ließ es sich nicht wieder aufs Wasser bringen, und so stand die ganze Crew irgendwann ratlos an der Vorderen Spitze des Bootes, was bewirkte, dass es sich hinten doch vom Land löste und befreit war. Der Schaden hielt sich zwar in Grenzen, war aber doch ausreichend groß, so dass der Vermieter die Kaution einbehielt…
[exzo url=”” title=”Pano auf Hoher See II”]kro2k7_008.jpg[/exzo]
Teil 7: Sibenik und Trogir
Trogir und Sibenik habe ich weiter oben schon mal erwähnt als die Städte, in denen wir jeweils im Hafen übernachtet haben.
Sibenik ist eine schöne alte Stadt, in der die Altstadtstraßen aus Speckstein sind. Ãœber die Jahre haben die sich platt poliert und waren jetzt ganz rutschig: In den abfallenden Straßen konnte man schlittern wie auf Eis… Sehr witzig: : )
Ansonsten hat Kroatien eine völlig andere Friedhofskultur als Deutschland, was wir in diesem Ort auch eindrucksvoll präsentiert bekamen. Auf dem Friedhof, der der alten Festung vorgelagert war, fanden wir ein steinernes Grab neben dem anderen, kein Stück grün war zu sehen. Auch die Blumen waren nicht echt: Neben leuchtenden Diodengrablichtern lagen Plastikgestecke. Insgesamt irgendwie ziemlich gruselig, auch wenn ich diese zubetonierten Friedhöfe ja schon aus Frankreich kenne.
Was mir sonst noch zu Sibenik einfällt ist Claudia am Rechner… Hier gab es W-LAN und sie konnte ihre Mails checken und surfen. Gut, zugegeben: Sie hatte wohl eine wichtige Mail, die noch rausmusste. Trotzdem war bei mir zu diesem Zeitpunkt die Entspannung schon soweit fortgeschritten, dass mir egal war, falls einer gemailt hatte. Insgesamt habe ich während der Woche irgendwie einfach gar nicht an zu Hause gedacht, sondern war vom Plätschern und Schaukeln so entspannt, dass jeder Stress weit weg schien. Das habe ich sehr genossen und hat sicher auch nur funktioniert, weil die Leute mit denen wir unterwegs waren allesamt sehr nett waren.
In Trogir, dem zweiten Hafen der Woche, sind wir am Abend noch losgezogen, die Stadt anzusehen und haben noch im Hafen eine Stelle gefunden, an der wir die Slackline spannen konnten. Davon habe ich, glaube ich, früher schon mal geschrieben: Eine Slackline ist ein breites Seil (wie ein Spanngurt), das relativ locker zwischen zwei festen Punkten gespannt wird, und auf dem man balancieren kann. Dadurch dass es, wenn man drauf steht, ein bisschen durchhängt, schaukelt es bei jeder Körperbewegung und der Trick zum oben bleiben ist, nicht zu Steif zu sein, sondern mitzuschwingen und auszuschwingen – dann kriegt man es wieder ruhig. Jedenfalls haben wir also eine Stelle gefunden, wo wir das Seil am nächsten Morgen zwischen zwei Anlegepollern spannen konnten.
Da wir abends immer ziemlich kaputt früh schlafen gingen, war der Plan, morgens um 7 aufzustehen gar nicht unrealistisch und so waren wir tatsächlich um kurz nach sieben dabei, die Slackline zu spannen und zogen sofort Zuschauer an. Als wir dann anfingen zu balancieren, war es nichts anderes als in Ulm im Park auch: Die Kinder ringsrum waren fasziniert und wollten auch (nachdem wir sie gefragt haben und sie ganz schüchtern zögerlich ja sagten). So liefen wir auch nicht Gefahr, Ärger zu kriegen (ich denke, ein bisschen Offenheit gegenüber Fremden mindert die Skepsis) und jeder hatte seinen Spaß.
Neben Pollern, zwischen denen man balancieren konnte, hatte Trogir auch eine schöne Altstadt und einen riesigen Hafen, in dem die meisten Boote schon für den Winterschlaf vorbereitet waren. Trotzdem gefiel es uns auf See besser, und so sind wir am nächsten Morgen gleich nach dem Slacklinen und Frühstücken los, um Kroatien weiter von der Küste aus zu erkunden.
[exzo url=”” title=”Sonnenuntergang”]kro2k7_009.jpg[/exzo]
Teil 8: Spannendes von Unterwegs
Am zweiten Tag, gerade als Thomas einmal mehr meinte, das Motorboot repariert zu haben, und wir, der Rest der Crew so in einer Bucht rumdümpelten und überlegten, ob wir baden gehen sollten, kam ein großes motorisiertes Boot auf uns zu und gab zu verstehen, dass es bei uns anlegen will. Wie sich herausstellte, handelte es sich um die Wasserpolizei von Sibenik, die den Führerschein des Skippers und die Bootspapiere sehen wollte. Natürlich kein Problem und nach ein paar Minuten kamen sie wieder, gaben uns alles zurück und ließen uns weiter planschen.
Und weil ja jeden Tag was spannendes los war, machen wir gleich weiter mit dem Highlight von Tag drei: Mastklettern. Aus den Brustgurten, mit denen man sich bei Sturm am Boot festmachen kann, haben wir einen Bootsmannstuhl gebaut (quasi ein Sitzgurt), mit dem wir uns an einem Seil festmachten, das bis zur Spitze des Mastes reichte. Dann sind nacheinander Thomas, ich und Heinrich auf den Mast geklettert und haben uns in 15 Metern Höhe (glaube ich) umherschaukeln lassen.
Ein paar Tage später musste Heinrich noch mal hoch, aber diesmal unfreiwillig. Irgendwie hatte sich das Segel verklemmt und musste mühsam aus seinem Kasten befreit werden. Dafür ist Heinrich Stück für Stück am Mast hoch geklettert und hat es mit einem Kochlöffel herausgepult. Dabei haben wir natürlich nicht unsere gute Laune vergessen und ihn fleißig von unten angefeuert. Das Bild vom Äffchen mit Kochlöffel war aber auch zu gut!
Der vierte Tag hatte für mich als Höhepunkt meinen ersten Versuch zu Schnorcheln. Zunächst sind Claudia, Brigitte und ich losgeschwommen, zu einer kleinen Bucht (vielleicht 5 Meter Ducrhmesser) um dort zu versuchen, an Land zu gehen. Das stellte sich als schwieriger heraus, als es von weitem aussah, weil der Aufgang sehr spitz-steinig war. Thomas, der sich auch zu uns gesellt hatte, gab mir die Schuhe seiner Schwimmflossen, so dass ich auch mal kurz aus dem Wasser klettern konnte. Dort war es mir aber dann doch ganz schön kalt, so dass ich schnell wieder rein bin ins Wasser und das Angebot annahm, mir mal mit dem Schnorchel und der Taucherbrille die Fische und Seeigel anzugucken.
Am Anfang fiel es mir wirklich schwer, zur Ruhe zu kommen, damit die Luft, die durch das kleine Röhrchen kommt, auch reicht. Und selbst, als ich nur toter Mann spielend im Wasser lag, war mir die Luft ganz schön knapp. Aber als ich mich dann langsam daran gewöhnt hatte und nicht mehr panisch nur nach Luft rang, konnte ich das Schauspiel auch ein bisschen genießen: Unglaublich viele Fische und Seeigel schwammen in der Bucht rum, und das, obwohl auch ich mich da rumtrieb. Sie waren war nicht so bunt wie Nemo oder seine Freunde, aber aufregend war es allemal. Und dass ich es endlich mal geschafft hab, wirklich zu schnorcheln (wenn auch nicht allzu lange, weils einfach zu kalt war), freut mich ganz besonders. Denn schon früher im Pool von Freunden hab ich es einfach nicht geschafft, so selbstverständlich unter Wasser zu atmen, wie alle anderen.
Der fünfte Tag (der nach dem Nachtsegeln) bot außer einem fantastischen Sonnenuntergang (wobei er sich nicht sonderlich von den anderen, ebenso schönen Unterschied) nichts besonderes. Dafür hatten wir an diesem Abend den schon erwähnten Sturm, so dass am folgendes Tag der Höhepunkt vorprogrammiert war: Mann-über-Bord-Manöver üben. Als über Bord gegangener (oder besser. geworfener) Mann diente ein halb gefüllter Wasserkanister, der am Anfang noch ein rotes Handtuch zur besseren Erkennung trug. Das war aber nach kurzer Zeit schon untergegangen und wir stellten schnell fest, dass die Flasche trotz nicht zu vernachlässigender Größe leicht verloren ging. Nur hin und wieder, wenn das Licht richtig stand und man zum richtigen Augenblick in die richtige Richtung guckte, sah man sie – sonst war sie nämlich ganz schnell wieder hinter den Wellenbergen verschwunden.
Diese Flasche unter Segeln zu retten erwies sich als wirklich schwierig. Brigitte hatte es versucht, und neben dem punktgenauen Ansteuern, was schon unter Motor nicht einfach ist, kam auch noch dazu, dass sie zur richtigen Zeit die Segellage ändern musste und die ganze Crew genau wissen musste, was zu tun ist. Das hat also nur fast funktioniert, und wir sind dazu übergegangen, die Segel einzunehmen, und uns mit dem Motor zu begnügen – und auch das ist nicht ganz einfach! Man muss im großen Bogen um den über Bord gegangenen rumfahren und dann in der richtigen Sekunde stoppen und kurz den Rückwärtsgang einlegen, um neben ihm zum Stehen zu kommen. Dann wird er mit nem Haken aus dem Wasser gefischt, nach hinten geführt und dort dann an Bord genommen. Mit dem Motor ist dann jeder irgendwann erfolgreich gewesen, und nach einem halben Nachmittag voll Rettungsmaßnahmen waren wir alle doch ganz schon geschafft. Es hat aber doch Spaß gemacht und es ist sicher nicht unwichtig – man will es ja nicht beschwören, aber wenn doch was passiert, muss jeder genau wissen, was zu tun ist, damit schnell gerettet werden kann: Einer behält einfach nur den Körper im Auge und zeigt (sichtbar für den Steuernmann) die Richtung in der er sich befindet. Einer steht mit dem Haken bereit und sagt, wenn man sich nähert die geschätzte Entfernung zur Bootsspitze und die Seite, an der er rantreiben wird, an. Beim Retten unter Segeln braucht man noch zwei, die die Segel bedienen (weil man zum Wenden das Vordersegel (die sogenannte Fock) auf der einen Seite des Bootes losmachen und auf der anderen wieder festbinden muss) und der Steuermann befehligt alle. Und wahrscheinlich braucht man noch mindestens einen, der den Rest der Crew, die nichts zu tun hat beruhigt und davon abhält panisch kreischend auf dem Boot rumzurennen. : )
Am letzten Tag auf See mussten wir ja dann langsam daran denken, in Richtung Heimathafen zu Segeln, und Heinrich hatte eine Strecke herausgesucht, bei der wir zwischen zwei sehr nahe gelegenen Inseln durchmussten. Mit dem Motor ist das natürlich kein Problem, aber wir wollten es unter Segeln schaffen. Mit Thomas am Steuer war es dann auch gar kein Problem: Heinrich hat immer schön aufgepasst und Thomas hat die Engstelle souverän umsegelt – ich sag ja: Ein echtes Naturtalent.
Nach sieben Tagen und Nächten auf dem Meer war das der letzte Höhepunkt, und wir mussten uns alle langsam wieder an den Gedanken gewöhnen, festen Boden unter die Füße zu bekommen. Am nächsten Morgen haben wir dann die letzte halbe Stunde mein Einsegeln in den Hafen genossen, und aber da schon gemerkt, dass es ganz schön windig ist und wir im Hafen womöglich Probleme kriegen. So war es dann auch: Da wir nicht gesehen haben, ob an einem Kai ein Parkplatz frei war, sind wir einfach mal in einen Seitenarm des Hafens reingefahren. Natürlich war da nichts frei – aber wir kamen auch nicht mehr raus! Der Wind drückte uns so heftig gegen die anderen Boote, dass es irgendwann kein vor und Zurück mehr gab. Den Motor konnten wir nicht anwerfen mit den vielen Seilen um uns rum, und so blieb uns nur, uns von den anderen Booten abzudrücken und auf Hafenhilfe zu warten. Unterdessen kam Arne und wollte zu uns kommen – mit viel lautem Gerufe (morgens um acht, wo andere im Hafen noch schlafen) haben wir ihn davon abhalten können – sonst hätte er auch noch in dieser Misere gesteckt. Hilfe kam dann nach einer Weile in Form eines beeindruckenden Abschleppbootes: Klein wie es war hat es uns ziemlich flott aus dem Hafenzweig herausgeschleppt und auch direkt in den richtigen Arm wieder reingelotst. Hier haben wir dann geparkt und all unser Zeug vom Boot gesammelt. Putzen mussten wir nichts, das war im Preis inbegriffen – und so war der Abschied ziemlich kurz und schmerzlos.
Was mir bleibt, ist die sogar jetzt noch sehr intensive Erinnerung ans sich Fallen und Treiben Lassen. Das Bild, was mir am tiefsten in Erinnerung ist, bin ich, wie ich ganz vorne an der Spitze des Bootes sitze: Die Beine baumeln über der Reling und man hört beim stetigen Auf und Ab der Wellen nur ihr Rauschen und bis zum Horizont sind nur Wasser und kleine grüne Inseln zu sehen. Darauf, und auf den Spaß, den wir bei diesem Trip hatten, freu ich mich schon, wenn es nächstes Jahr wieder heißt: SEGELN!
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ps: jaja, die Fotos sind da ein wenig thematisch unsortiert drinnen – aber bis die restlichen Bilder in der Gallery online gehen, wird sich daran auch nix ändern 😉
ja, aber da kann ich keine Kommentare hinterlassen! und wenn… dann warte ich aber vergebens auf Feedback 😉 außer dir wird sich da keiner einhäcken können! 🙂
Auf Deiner Festplatte.
und wo sind die anderen fotos? 🙂