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25.Jun.05 | 12.Jan.08 |
Hier ein kleiner Erfahrungsbericht von meinem letzten Kletterwochenende. Wir sind zu viert in die Tannheimer Berge gefahren, um den Gimpel (2176m) auf der Südseite zu besteigen. Genauer hatten wir vor, die “Neue Südostkante” zu erklettert. Mein Kletterführer sagt dazu: “Plaisirmäßig eingerichtete Kletterei, die nicht der logischen Linie, sondern dem besten Fels folgt. Fast durchweg (noch) rauer fester Kalk.” Dabei handelt es sich um eine 300m lange 6 (UIAA – alle folgenden Schwierigkeiten sind gemäß der UIAA-Skala).
Da wir nicht immer den richtigen Weg gefunden haben (und hier und da wohl offensichtlich lieber der logischen Linie gefolgt sind), haben wir die eine oder andere Seillänge (SL) auf der Alten Südostkante (SOK) gemeistert, so dass sich unsere Tour zum Schluss im Detail so darstellte: eine Seillänge 7-, eine Seillänge 6+, zwei Seillängen 6 und die restlichen Seillängen 5 oder leichter. Brigitte zweifelte im Vorfeld offen daran, ob wir uns da nicht übernehmen würden. Micha sah das (wie ich auch) eher locker. Ich war mir nicht sicher, ob wir oben ankommen würden. Aber auf den Versuch wollte ich es ankommen lassen!
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Unser Abenteuer beginnt Samstagabend mit dem Aufstiegt zum Gimpelhaus (1685m). Der Weg zur Hütte war erstaunlich anstrengend, aber am Ende mit 50 min auch in fast der Hälfte der angeschlagenen Zeit gemeistert. Der leichte Regen, zusammen mit Gewittervorhersagen machten uns Sorgen, ob wir unser Vorhaben wirklich versuchen könnten. Die 200 Mann fassende Hütte war nahezu ausgebucht. Und als wir gegen neun am Abend dort ankamen, waren auch Brigittes Reservierungen schon vergeben. Glücklicher Weise fanden wir noch ein Quartier unterm Dach und konnten uns hungrig in die Gaststube setzen. Bei hausgemachter Suppe und selbstgesungener Volksmusik genossen wir den Abend mit “4 Gewinnt” und der Planung für den kommenden Tag.
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Der ursprüngliche Plan beinhaltete diverse Optionen zu kleineren Touren am Nachmittag (falls wir noch Lust hätten), sowie einen möglichen Abstieg in eine Höhle, die vom “Vergessenen Normalweg” aus gut zu erreichen sein sollte. Leider hatte uns das Wetter da schon teilweise einen Strich durch die Rechnung gemacht. Wir sind erst spät am Morgen aufgestanden, um den Fels die Chance zu geben, etwas zu trocknen. Ausserdem hat von uns keiner gut bei der Kakophonie der einatmenden Männer geschlafen… Einziger Lichtblick im wörtlichen Sinne war es, die Sonne am Morgen zu sehen. So konnten wir das Frühstück auf der Terrasse zu uns nehmen und wieder anfangen zu hoffen, dass wir heute noch zu Gipfelstürmern werden könnten.
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Der Zustieg zum Einstieg war in einer guten halben Stunde gemeistert. Als wir gegen halb elf frohen Mutes in die Route eingestiegen sind, war der Fels trocken und die Sonne stand hoch am Firmament. Es fiel sofort auf, dass der Fels sehr brüchig war! Offensichtlich waren die Routen bei weitem noch nicht freigeklettert. Vor uns kletterten mindestens 4 Seilschaften, wovon 3 weit voraus waren und eine gerade einstieg (was gut war, denn wer weiss, ob wir sonst den Einstieg gefunden hätten 😉 Leider hatten wir dadurch am Anfang massiv mit Steinschlag zu kämpfen (und ich rede hier nicht von Kieselsteinen, sondern eher von pflastersteingroßen Brocken, die sich wie abstürzende Helikopter an uns vorbei durch die Luft schraubten). Doch das Problem sollte sich bald von allein lösen.
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Wir stiegen in zwei Seilschaften in die Tour ein: Micha und Florian, sowie Brigitte und ich. Die erste Seillänge (30m 4-) war ein angenehmer Einstieg. Wenn man sich die Schwierigkeiten der Seillängen nach anschaut (4-, 3, 5+, 5, 6, 6-, 5+, 6, 7-, 6+), stellt man eine deutliche Kopflastigkeit fest. Auch wenn ich das noch bejammern werden würde, war es sehr angenehm, nicht gleich in eine 6 einsteigen zu müssen. Die gesamte Route ist übrigens komplett mit Bohr- und Klebehaken ausgestattet (insgesamt wohl 61 an der Zahl).
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Für eine Alpine Route eigentlich ausreichend, trotzdem habe ich im Schnitt auf jeder SL mindestens ein bis zwei Friends oder Schlingen gelegt (von Klemmkeilen habe ich in dem brüchigen Fels abgesehen). Bin halt doch ein “Pflänzle”(tm) und hätte schon gerne so alle 20m mal eine Sicherung. Denn auch, wenn rein rechnerisch pro 5m ein BH sein sollte, sieht es in der Realität anders aus: an kritischen Stellen sind die BH im Meterabstand und an anderen klettert man auch gerne mal 20m oder mehr ohne Sicherung (was auch die Wegfindung nicht leichter macht).
Die zweite Seillänge (35m 3) schloss sich nahtlos an die erste an und war unschwer zu begehen. Der Hauptteil bestand hier aus einer langen Passage über einen grasbewachsenen Vorsprung (2+). Hier waren Micha und Florian sehr schnell hinter uns und mussten etwas gebremst werden, damit wir uns nicht immer zu viert an den Standplätzen drängeln.
Mit einer 45m langen 5+ war die dritte Seillänge die erste schöne Kletterei. Dabei musste man vom Standplatz aus um einen Felskopf/grad herum klettern. Wenn einem nicht ständig besagte Pflastersteine um die Ohren geflogen wären, hätte man es direkt genießen können. Als ich mich dem dritten Standplatz näherte, viel mir sofort ein 3-köpfiges Empfangskomitee auf. Verwunderlich dabei war, dass die Seilschaft, die direkt vor uns gestartet war, nicht dazu gehörte. Es stellte sich heraus, dass die 3 Seilschaften, die als erstes in die Route am Morgen eingestiegen sind, sich auf dem Rückweg machten.
Einer von ihnen hatte eine näherer Bekanntschaft mit einem der abstürzenden Hubschrauber gemacht, dabei seinen Oberschenkel verletzt und die Psyche zertrümmert. Ausserdem hat die voran gestiegene Seilschaft Bedenken bekommen, dass sie an dieser Stellen auf die (hier) leichtere Alte SOK ausgewichen sind und dort auf 40m keine Sicherung gefunden haben (der Vorsteiger ist diese 40m ohne Sicherung wieder abgestiegen!) Es vergingen aber fast 60 min, bis wir 4 oben und die 6 “Trampel” abgeseilt hatten. Gut abgekühlt und leicht genervt ging es in die vierte Seillänge. Einziger Vorteil war, dass für den Rest des Tages keine Steine mehr von oben kamen.
[exzo url=”” title=”Brigitte vor der Crux”]01_gi_img_1182.jpg[/exzo]
Die nächsten 30m sind mit 5 meiner Meinung nach überbewertet (dafür gabs keinerlei Sicherung). Leider habe ich hier den Standplatz überklettert und bin direkt in die 5. Seillänge (25m 6) der Neuen SOK eingestiegen. Das Überklettern des Standplatzen war an der Stelle ein echt blöder Fehler! Denn diese fünfte SL war die erste richtige Herausforderung. Technisch schön und zum ersten mal sehr exponiert, war die Schlüsselstelle mit Mut im Überhang aus einer kleiner Grotte zu meistern.
[exzo url=”” title=”Brigitte nach der Crux”]02_gi_004_03a.jpg[/exzo]
Leider lief das Seil an dieser Stelle schon zu oft um diverse Ecken (und sicher schon so 45-50m weit). So hatte ich echte Mühe, überhaupt noch voran zu kommen (geschweige denn, einhändig hängend zu sichern). Nach der Crux bin ich ca 7m in leichtem Gelände geklettert bis ich mich nicht mehr bewegen konnte (Seil steckte einfach fest). Habe dann mit letzter Kraft einen Standplatz aus Schlingen und Friends gebaut, dem ich nicht wirklich vertraute – aber was blieb mir übrig. Beim Sichern von Brigittes Nachstieg habe ich dann ca 5m weiter den richtigen Standplatz gesehen.
So konnte sich Brigitte unterwegs zwischensichern und ich habe (nun mit etwas mehr Bewegunsfreiheit) kurz meinen Standplatz gewechselt. Klingt abenteuerlich, war es auch – aber wir haben ja im Vorfeld extra viele FreeSolos geübt. Habe mich auf dieser SL zum ersten Mal richtig gefreut, ein Paar Frogs dabei zu haben! Manchmal erleichtern die 2cm extra das Klettern/Sichern dann doch. Ab hier war der Fels auch deutlich besser. Gerade in den schwierigen Stellen ist es sehr fester und überaus griffiger Kalk. Herrlich!
Und so schön wie die fünfte Seillänge aufhärte, ging es in der sechsten weiter (25m 6-). Zumindest anfänglich. Hier kletterten wir über eine große Platte. Zu Beginn fragte ich mich immer, wie es weiter gehen sollte. Die Platte wirkte so kahl und glatt. Aber durch genaueres Untersuchen erschlossen sich kleine Fingerlöcher und Wasserrisse – alles wunderbar griffig und schön zu klettern.
Leider unterlag ich am Ende der SL der Versuchung, dem “logischen Weg” zu folgen. Ich unterquerte einen Felskopf linksseitig. Den sechsten Standplatz habe ich nie gefunden, sondern mir wieder einen eigenen Stand gebaut. Vor dort aus konnte ich ca 15m-20m über mir die nächste Sicherung sehen. Doch diese Sicherung gehörte bestimmt schon zur 7. Seillänge. Hier war das Gelände wieder sehr bröckelig und der Weg voll Geröll und Schotter. Ein weiteres Indiz dafür, dass nicht viele vor mir hier waren.
Beim Bau des Standes habe ich selber einen 30cm grossen Brocken gelöst, Ich konnte ihn aber gerade noch mit Hände und Füssen vor dem Abgang bewahren (Brigitte dankt es mir hoffentlich). Leider habe ich dabei meinen ATC verloren. Er purzelte nach 15m ausser Sicht. Mist! Zum Glück hatte ich noch einen Ersatzachter parat und habe Brigitte damit erstmal hochgeholt. Als sie oben war (und den ersten Schock über meinen provisorischen Stand überwunden hatte) sah ich meinen ATC ca 20m unter uns in einem Becken (Mein Dank gilt den Designern von Black Diamond für die Wahl der blauen Farbe!).
Brigitte konnte meine Sichtung leider nicht bestätigen. So vermutete ich fast schon, ich würde halluzinieren. Nach ein paar Minuten Diskussion, ob Brigitte mich an meinem selbstgebautem Stand topropen lassen würde, war ich zum ersten Mal seit Stunden wieder auf dem brüchigen Weg nach unten. Kurz gesagt, Fortune war an diesem Tag mit mir und mein ATC lag wirklich in dem kleinen Geröllbecken. Die Euphorie über mein gerettetes Geburtstagsgeschenk ließ mich die 20m auch schnell wieder rauffliegen (ca ~4+/5- aber extrem brüchiges Gelände).
Die folgende Seillänge wurde mit 30m und 5+ spielerisch gemeistert. Der erste BH war laut Topo eigentlich der dritte. Da ich aber auf der falschen Seite des Felskopfes war, bin ich also bis dahin unschwierig ohne Sicherung geklettert. Oben kam ich auf einem leichteren Stück (~4) an – leider ohne Plan, wie es weiter gehen würde. Ich folgte vorsichtig dem kleinen Kamm, auf dem ich mich befand. Nach weiteren 10m habe ich dann den nächsten Standplatz gesehen. Leider kam ich aber von meinem aktuellen Position nicht direkt hinüber. Musste dafür etwas darüber klettern und anschließend 5m quer traversieren (um schliesslich 2m abzuklettern).
Dafür konnte ich auf Brigittes besorgte Anfrage auf meinen “Stand”-Ruf, ob es auch ein “richtiger” Stand sei, geschmeidig mit Ja antworten. Dieser 7. Standplatz war wieder gross genug um sich etwas “die Beine zu vertreten.” Wir hatten Zeit, die Aussicht zu geniessen. Mittlerweile waren wir schon höher als der westlich liegende Rote Flüh und die Judenscharte. Das Wetter hielt – was gut für’s Klettern aber schlecht für meine Schultern war. Denn jetzt merkte ich zum ersten Mal, dass sich langsam aber sicher ein krebsroter Rücken anbahnt. Tribut an die Klettergötter! Ich glaube, dieser siebte Standplatz war unser “point of no return”. Ich habe wieder und wieder versucht, Brigitte von einem Vorstieg zu überzeugen.
Aber eine Mischung aus Faulheit und weiblicher Selbstunterschätzung erzeugten eine immer neue Ausrede. D.h. wenn ich keine Meinung mehr gehabt hätte, hätten wir uns wohl die bis dahin gekletterten 220m abgeseilt. Die Entscheidung fiel also leicht. “Eine Seillänge geht schon noch” sollte unser Motto für die verbliebenen drei SL werden. Doch bevor es weiter ging, fanden ein Apfel und eine Birne den Weg in meinen Magen und subsequent die Reste in den Schnabel einer uns treu begleitenden (Transport)Krähe. Zeit für ein Photo war auch noch (was wieder einige Minuten über “pro/kontra permanente Sicherung an Standplätzen” auslöste 😉
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Während die Alte und die Neue SOK sich diesem Standplatz teilten, waren sie laut Topo auf den nöchsten beiden SL wieder disjunkt, um dann vor der 10. Seillänge noch einen gemeinsamen Standplatz zu haben. Der Plan sah vor, die achte und neunte Seillänge auf der Neuen SOK zu klettern. Diese sollte mit 30m und 6- im ersten, sowie 4 im zweiten Teil nur moderat schwer sein (ausserdem noch deutlich besser gesichert). Für mich was das die beste der 10 Seillängen! Erneut erkletterten wir frontal einen größeren Kamm. So exponiert zu klettern, verdoppelt mein subjektives Höhengefühl und den Spass am Fels.
Nicht nur, dass ich hinter mir nichts als Luft hatte – auch links und rechts hatte man viel Platz um seinen Augen streifen zu lassen. Der Fels war kleingriffig aber fest. Interessanter Weise wäre ich hier, an diesem festen Fels, fast gestürzt. Ein scheinbar solider Griff wollte meine Last nicht tragen. Gute Tritte und ein leichtes rückseitiges Ãœberkreuzen sei dank, haben mich vor einem Normsturz in dieser Höhe bewahrt. Zumindest war das neu entstandene Loch noch griffiger und so ging es flott weiter. Sämtliche Todesangst im Adrenalin ertränkt. Die Linienführung war mir zugegebener Maßen hier nicht ganz klar.
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Und spätestens, als ich mehr alte geschlagene Haken vorfand, dachte ich mir schon, dass ich mal wieder auf dem “Holzweg” war. Reflektierend muss ich aber sagen, dass ich gerade in dieser achten Seillänge von Haken zu Haken geklettert bin. Selten war der Abstand größer als 3m. Am Standplatz angekommen, hatte ich zum ersten Mal ein perfektes Alpenpanorama. Mindestens 4-6 Gipfelreihen zierten den Horizont. Mit jedem neuen Gipfel hatte ich stärker das Gefühl, mir in die Hose machen zu müssen – 600m über der Hütte, 1100m überm Tal. Aber jetzt abbrechen? Als ich meinen Stand fertig hatte, rief mich Micha per Handy an.
Sie waren an der Schlüsselstelle der 5.Seillänge nicht weiter gekommen und brechen ab. Auf mein vorsichtiges Fragen, ob wir die letzten beiden Seillängen noch fertig machen können, stimmte er erstaunlich aufgeschlossen zu. Sie würden an der Hütte auf uns warten. Alles klar dachte ich mir und gab Brigitte grünes Licht für den Nachstieg. Als sie oben ankam, fragte sie mich nur lakonisch, “und wo genau war jetzt die 4?”. Wieder musste ich gestehen, dass ich mich wohl verklettert habe. Leider war uns damit eines klar: die nächste Seillänge wird nicht die geplante 30m 5+/6- sondern eine 30m 7-. Brigittes Gesicht werde ich nie vergessen!
Im Vorfeld habe ich mal aus Spass vorgeschlagen, diesen schwereren Teil zu gehen. Aber Brigittes vehemente Verweigerung liessen mir keine Wahl und ich versprach, den leichteren Weg auf der Neuen SOK zu klettern. Irgendwie hatte ich deswegen das Gefühl, dass auch das Beteuern meiner inkompetenten Unschuld meiner Glaubwürdigkeit nicht wirklich weiterhalf. Aber was soll’s – viele Möglichkeiten hatten wir ja nicht und so wählten wir das kleinere Ãœbel – two more pitches to go! Bevor ich in die neunte Seillänge einstieg, versuchte ich noch, den Standplatz der Neuen SOK zu erspähen. Sie sollte eigentlich nur wenige Meter links von uns zu finden sein. Konnte aber nichts entdecken. Und als ich nach erstem Testen die Sicherung im 7- Ãœberhang gut erreichen konnte, war der Rest auch schon geschehen. Mit guten Griffen für beide Hände erklomm ich meinen ersten kleinen Ãœberhang in 250m Höhe! Extase pur.
Diese Neunte Seillänge war die zweit-beste auf der Tour. Nach dem schwierigen Teil folgte wieder ein paar leichte kammartige Meter. Leider konnte ich keine Sicherung, geschweige denn einen Standplatz weit und breit erspähen. Ich steuert jedoch intuitiv und zielstrebig auf das Ende des kleinen Kammes am Fusse einer massiven Wand zu. Und wie nicht anders zu erwarten, war genau dort, hinter einem kleinen Vorsprung, der neunte und letzte Standplatz. Er rief mich telepathisch! Und so fanden wir uns am letzten Standplatz wieder. Von kleineren Kratzern abgesehen, ohne jegliche Blessuren und erstaunlicher Weise, ohne die üblichen kletterbedingten Ermüdungserscheinungen in Fingern, Unterarmen oder Waden. Eine Seillänge geht schon noch!
Wie oben schon erwähnt, kreuzten sich hier Alte und Neue Route erneut, so dass wir frohen Mutes die letzten 40m in die einfachere 5+/6- der Neuen Route einsteigen konnten. Die ersten drei BH waren da auch klar erkennbar und ohne Probleme gemeistert. Doch dann erlag ich wohl der Gipfelgier und (ihr ahnt es sicher mittlerweile) wich vom Pfad der Tugend ab. Ich hätte mich angeblich weiter rechts halten sollen, bin aber auf einer Platte gerade hoch (schliesslich ist da auch der Gipfel). Ca 9-10m über der letzten Sicherung musste ich feststellen, dass meine einzige Möglichkeit darin bestand, durch den Kamin der alten Route zu klettern.
Spiderman wäre sicher auf der Platte zur neuen Route auf der rechten Seite gequert. Aber da ich weder Sicherung noch Tritte/Griffe zu meiner Rechten sehen konnte, dafür aber von den alten rostigen Sicherungen im Kamin angelacht wurde, war mir klar, wie es weiter ging. Kurze Absprache mit Brigitte und ich stellte mich der Herausforderung, nach 290m Klettern noch 20m im oberen sechsten Grad (6+) zu klettern. “Quäl Dich Du Sau!” hallte es in meinem Schädel. Doch drei Sicherungen im Meterabstand halfen mir deutlich und sahen mich bald von hinten.
Ihr könnt Euch meine Erleichterung vorstellen, als ich wie Phönix aus der Asche diesem Kamin entstieg und nach 7 1/2h am Berg das erste Mal das Gipfelkreuz aus nächster Nähe sehen konnte. Das Einzige, was mich daran hinderte, direkt hin zu spurten und die metallische Spitze des Gimpel zu küssen, waren die in der Sonne blinkende Doppelsicherung des zehnten und letzten Standes sowie die 50kg Weiblichkeit am anderen Ende der Doppelseile. In Extase und Euphorie sicherte ich Brigitte auf dem letzten Stück unserer Route, bevor wir gemeinsam dem gekreuzten Blitzableiter entgegen schritten.
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Es war 18:00 und wir standen beide unter dem Gipfelkreuz. Und das via einer Tour, bei der wir uns beide nicht sicher waren, ob wir es wirklich schaffen würden. 300m 7-, 10 Seillängen Vorstieg Rotpunkt – ohne Stress und von der letzen SL abgesehen, ohne größere körperliche Anspannung! Leider hatten wir nicht die Ruhe, unseren Triumph zu feiern. Es gab keine Gipfelravioli, auch wenn Brigitte sie sorgsam hinaufgetragen hat.
Dafür gab es im wesentlichen 2 1/2 Gründe. Zum einen war ich mir Michas Aussage nicht sicher, dass es ihn nicht stört, wenn wir die Route noch beenden. Des weiteren zogen teils dichte Wolken von der Nordseite über die Kämme im Westen und Osten (auf welchem wir noch Absteigen müssten). Außerdem waren wir uns nicht richtig sicher, wo der Normalweg (2-/2) entlang ging. Und so wollten wir nicht riskieren, im Nebel auf dem Kamm entlang zu irren.
Also gab es nur einen halben Cornie, den obligatorischen Eintrag ins vollkommen überfüllte Gipfelbuch und ein Siegerphoto. Und schon ging es ostwärts bergab. Eine kleine Pause haben wir noch gemacht und zwar, als wir vom Kamm herunter und südseitig mit klarem Blick auf den Weg heimwärts waren. Dort haben wir dann flux das Schuhwerk gewechselt (schliesslich hatten wir ja noch unsere Wander … ähhm … Turnschuhe dabei) und ein letztes Mal die Aussicht auf die monumental wirkende Südseite des Gimpel genossen.
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Der Abstieg via Normalweg war unschwierig und deutlich angenehmer als überall beschrieben. Vielleicht sind wir ja von allein auf dem Vergessenen Normalweg (2-) gelandet, aber das glaube ich nicht. Dazu hätten wir wohl noch weiter nach Osten gemusst. Ist aber auch egal, da der Weg gut zu gehen war. Lustige und spannende Gesprächsthemen begleiteten uns bis zur Hütte.
Also kein kühles Bier oder warmes Abendbrot an der Hütte. Statt dessen nur der übliche Materialcheck, ein belegtes Brot mit ein paar Möhrchen und einer Cola und in Windeseile waren wir auf dem letzten Abstieg von der Hütte ins Tal (500Hm). Die Enttäuschung über unsere zweite Seilschaft streifte unsere euphorische Gefühlswelt jedoch gerade mal am Rande. Wie auf Wolke Sieben (Minus 😉 schwebten wir dem Auto und damit der Zivilisation entgegen – mit dem molligen Gefühl im Bauch, heute über uns hinaus gewachsen zu sein.
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Hier die Bilder von den beiden Touren zum Gimpel & Biberkopf