The Making Of »Moneyhorn«

[exzo url=”” title=”Honeymoon am Moneyhorn, 18kg, 1Monat Arbeit”]momm_008.jpg[/exzo]
Das Andreas und Mel heiraten würden, wussten wir schon seit Anfang des Jahres. Nach diversen Klagen der beiden, was so eine Hochzeit kostet, war dann auch bald klar, dass wir ihrem Wunsch nach Futter fürs Sparschwein nachkommen würden – auch wenn es uns an anderen Geschenkideen nicht mangelte. Was uns ziemlich lange aber gar nicht klar war, war die Aufmachung des Geldgeschenkes.
Schon in Thailand im März versuchten wir uns vom Markt in Bangkok inspirieren zu lassen, wie es denn aussehen könnte – allerdings ohne rechten Erfolg. Auch die typischen Geldgeschenkideen wie Rosenbäumchen mit Geldblüten und ähnlichem wollten uns nicht so recht begeistern. Schließlich sollte es was Individuelles werden und dabei helfen Internetrecherchen eher weniger…
Irgendwann im Mai oder Juni war dann die Idee des Moneyhorn geboren. Sie war noch rein konzeptionell und änderte ihren Namen häufig, aber die Entscheidung war gefallen: Ein Berg aus Geld sollte es sein, mit kleinen Figuren, die daran kletterten – schließlich sind die beiden (Andreas und Mel) wie wir begeisterte Bergsportler.

Als nächstes mussten wir uns also über das Material klar werden. Das es was her machen sollte, also eine gewisse Größe haben muss war eine Einschränkung, unsere finanzielle Möglichkeit die andere. Wir entschieden uns also für einen Betrag (der hier nicht genannt werden soll, weil die beiden offenbar immernoch nicht zum Zählen gekommen sind – wer will zählt auf dem Foto nach) und ermittelten die Volumina für die verschiedenen möglichen Bestandteile. Scheine als tragende Säulen fielen aus, weil das Gewicht schon kleinerer Ansammlungen Kleingeldes zu groß für die paar Scheine geworden wäre. Und auch Eurostücken hätten zuviel Wert auf zu kleinem Raum bedeutet.
Letztlich fiel die Wahl auf 10-Cent-Münzen, die wir trotz späterer Erkenntnisse über die Farbe des Geldes nicht bereut haben (dazu später mehr). Nachdem Betrag und Material feststanden ergab eine kleine Recherche, dass das Rohgeschenk ohne jede Deko allein schon 16.4 kg auf die Waage bringen würde. Eine Anfrage bei der Bank ergab, dass der Betrag höchstwahrscheinlich auf Lager sei, wir jedoch gerne vorbestellen dürften. Gesagt, getan – für nächsten Dienstag bestellten wir also Kiloweise Kleingeld.

[exzo url=”” title=”Dichte Sache: 16.4kg auf ein paar cm^3″]momm_2_001.jpg[/exzo]

Während der Wartezeit freuten wir uns da schon auf die Ãœbergabe des Geschenkes und malten uns lustige Szenarien, die allesamt mit mindestens Kreuzschmerzen und gebrochenen Zehen geendet hätten – und dann vielleicht doch nicht mehr so witzig gewesen wären.
Jedenfalls beschlossen wir im Lauf des Wochenendes, mit einem keinen Rollkoffer in die Bank zu gehen, um den Transport zu erleichtern. Die Aussicht darauf den Spruch “voll machen” in einer Bank zu sagen, ohne mit einem längeren Besuch im städtischen Gefängnis rechnen zu müssen, sorgte auch hier für die nötige Vorfreude. Allerdings war der Koffer dann gar nicht so voll (eigentlich immernoch praktisch leer), als wir aus der Bank kamen. Obwohl wir wussten, worauf wir uns einließen, war die offensichtliche Dichte des Materials immernoch überraschend.

[exzo url=”” title=”Hohlkörper oder Kompaktbauweise?”]momm_2_002.jpg[/exzo]

Die nächste Frage war dann die der Montage. Sollte es ein Hohlkörper werden? Das hätte bei gegebener Münzmenge natürlich einen höhrene Berg gegeben. Oder wollten wir doch massiv bauen? Kompakt und stabil ist sicher auch nicht verkehrt… Wir entschieden uns, nach längerer Recherche dazu, einen Styroporberg wie er für den Modellbahnbau verwendet wird, zu verwenden. Da gab es ein Modell, welches ziemlich passend für unsere Idee gewesen wäre (wir brauchten eine Steilwand, damit kleine Püppchen daran klettern könnten). Nach der Bestellung im Fachhandel unseres Vertrauens, stellte sich aber heraus, dass die vertreibende Firma gerade im Sommerurlaub war und erst nach der Hochzeit wieder liefern würde. Eine Bestellung bei einem privaten Versender im Internet endete auch in einer so großen wartezeit, dass wir das Paket dann nicht annahmen, weil wir zum Zeitpunkt der Lieferung auf einer Hochzeit waren. Soviel also dazu- eine Alternative musste her.

Am Dienstag (nach Abholung des Geldes) zeigte ein erstes Probebauen (auf dem blanken Tisch und noch ohne Kleber), dass ein Hohlbau ganz ohne Stützen innen nicht halten würde. Also wiederholten wir den Probebau in massiver Bauweise und waren zufrieden mit der stabilität und auch der Hochrechnung über die größe des Berges.
Bis hierhin war immer noch nicht klar, wie wir das Konstrukt befestigen würden, und worauf es stehen sollte. Annes Vorschlag war eine Sperrholzplatte (möglichst unlackiert, damit der Kleber besser hält) als Unterlage und Tapetenkleister zum Verkleben. Das Zeug löst sich im Wasser wieder auf (alles andere äre unfair gegenüber den Brauleuten…), ist portionsweise anrührbar und Kostet auf 5 Liter drei Euro oder so. Zusätzlich wurden für die Platte vier kleine Rollen zum Drunterschrauben vorgesehen – zum einen kann das Gesamtkunstwerk dann über kleinere Strecken rollend bewegt werden und zum anderen kriegt die Platte so etwas Abstand zum Boden, so dass man einfach drunter greifen und das Ganze anheben kann.

[exzo url=”” title=”Testaufbau ohne Kleber”]momm_2_003.jpg[/exzo]

Das Rohmaterial war nun also komplett, der Konstruktionsplan stand und auch sonst war alles vorbereitet. Eigentlich mussten wir nur noch aufhören, den Probebau immer höher zu machen und anfangen richtig zu Bauen. Eines Abends nach Feierabend beschlossen wir dann, dass wir uns wohl nicht drücken können und rührten den ersten Liter Kleber an. Die ersten Schichten gingen noch recht schleppend vorran, alles in allem konnte man aber schnell einen Fortschritt erkennen – und einen gewissen meditavien Charakter konnte man der Arbeit auch nicht absprechen.
Ungefähr ein Viertel des Geldes verbauten wir an diesem Abend, und hörten auf mit dem fetsen Vorsatz morgen gleich weiter zu machen. Ein Blick auf das Gebilde am nächsten Morgen offenbarte, dass wir wohl doch eher erst am übernächsten Abend weiterbauen sollten: Der Kleber, den wir immer reichlich über jede Schicht geschmiert hatten, damit jedes Geldstück vollständig von einem Film umgeben war, war nach unten durchgelaufen und hatte dicke Würste um den Bergfuß hinterlassen. Solange jedes Geldstück nur einen Film Kleber um sich herum behielt – und das war der Fall – war es uns nur recht, wenn überßüssiger Kleber ablief. Das dauerte aber länger, als wir dachten, und weiter zu machen, bevor nicht alles etwas durchgetrocknet war, erschien uns nicht sinnvoll.
Nach zwei Tagen und einigen Nachhilfestunden mit dem Fön verarbeiteten wir zwei weitere Viertel des Geldes und waren erstaunt, wie hoch der Berg doch wurde. In einer dritten Session würde dann auch das letzte Geld verarbeitet sein, und so langsam mussten wir uns Gedanken über die Dekoration machen.
Kleine Plastikbäumchen, etwas Plastegras und Kieselsteinchen, wie sie bei Modellbahnbau verwendet wurden sollten das landschaftliche Bild vervollständigen. Und Legomännchen sollten das Brautpaar darstellen, wie es am Fels klettert. Das tolle an diesen Männchen: Sie können sich augrudn der beschaffenheit ihrer Hände freihängend an einem 10-Centstück festhalten. Genau das was wir brauchten!
Das Landschaftsmaterial war schnell besorgt, die Legomännchen steuerte ein Arbeitskollege bei und die Garne fürs Brautkleid kamen per Eilpost von Annes Mutter. Ruckzuck war also alles Material beisammen und wir konnten direkt mit der fertigstellung des Geschenkes beginnen. Das die Deko länger brauchen würde, als das Geschenk selbst, hat zu diesem Zeitpunkt noch keiner geahnt…

[exzo url=”” title=”Die ersten Schichten trocknen Heißluftunterstützt”]momm_2_004.jpg[/exzo]

[exzo url=”” title=”Skizze des Weges”]momm_2_006.jpg[/exzo]
Die Landschaft klebten wir an dem Abend, an dem das letzte Geld verarbeitet wurde, gleich mit auf: Erst wurde der Weg auf Papier, dann auf der Spanplatte vorgezeichnet. Dann wurde er mit reichlich Kleber umgesetzt und das Gras daneben war auch schnell gepßanzt. Die Bäume wollten wir dann zwar eigentlich setzen, wenn alles andere trocken war. Der Eifer war dann aber doch größer und der Alleskleber so schnell zur Hand, dass auch das noch am gleichen Abend geschah. Und was soll ich sagen: Es ist schon erstaunlich, wie viel so ein bisschen Deko ringherum zum Gesamteindruck beiträgt. Vorher war der Geldberg eigentlich mehr ein Geldhaufen – mit ein paar Bäumchen und Schotter drumherum, war es plötzlich ganz klar als Berg zu erkennen!

[exzo url=”” title=”Zeit für die Landschaftsgärtner”]momm_2_005.jpg[/exzo]

Nun fehlten also nur noch die Brautleute und das Klettergeraffel (Bohrhaken und Seil). Um die ersteren wollte Anne sich kümmern, letzteres waren Thomas’ Job.
Die Bohrhaken waren schnell aus zerteilten Büroklammern geformt. Und dieses Vorgehen lieferte auch die Inspiration für die Gestaltung des Brautkleides: Nach einiger Skepsis baute Anne aus Draht (dünnerer als der für Bohrhaken) ein Drahtgestell, auf dem das Brautkleid aufgezogen werden sollte. So musste nicht permanent mit der doch etwas störrischen Braut gearbeitet werden – allein das Unterwäsche anziehen war schon anstrengend genug (sie hatte so einen sexy rot-weiß-gestreiften aufdruck, der als Hochzeitsunterwäsche irgendwie ungeeignet schien). Nach zwei Stunden Basteln im kleinsten Maßstab, war das maßgeschneiderte Brautkleid dann fertig – inklusive Perlenkette, opulentem Schleier und kleinen aufgestickten Perlen auf diesem (Mel hatte was von Perlen auf dem Kleid erzählt, und wir wollten ja so originalgetreu wie möglich sein).
[exzo url=”” title=”Die Bohrhaken”]momm_2_007.jpg[/exzo]
[exzo url=”” title=”Ein Brautkleid entsteht”]momm_2_008.jpg[/exzo]

Der Bräutigam hing dann noch zwei Tage free solo und einarmig am Berg, bevor wir die letzten Details fixierten und das Geschenk fertig stellten: Aus rotem Garn wurde ein Seil geknüpft und dem Bräutigam um den Bauch gebunden (der DAV sollte den Knoten und die Schlinge wohl lieber nicht angucken – aber ein doppelter Boolean war in der Größe einfach nicht drin). Die Bohrhaken wurden geklebt (diesmal mit Alleskleber – der trocknet schneller), das Seil darin eingehängt und die Braut mit dem anderen Ende des Seils in der Hand hübsch drapiert. Eine anschließende Fotosession schloss die Bau- und Bastelarbeit ab.
Alles was wir uns jetzt noch überlegen mussten, war die Sache mit dem Transport – 100km im Standtverkehr und auf der Autobahn wollten überbrückt werden. Von vielen Ideen wurden viele Verworfen und übrig blieb eigentlich nur eine Möglichkeit, das Gesamtkunstwerk sicher zum Auto zu bringen und dort genug zu fixieren, dass es nicht in der ersten Kurve kaputt ging:
Am Morgen der Anreise wurden die knapp 18 Kilogramm Geschenk in einen kleinen Koffer gestellt und mit einem Schwerlasttransport (namens Thomas) zum Auto transportiert. Dort auf dem Beifahrersitz auf einem Sitzsack gebettet angeschnallt und etwas abgepolstert würde es hoffentlich den Transport überstehen. Für den Fall der Fälle hatten wir aber trotzdem ein umfangreiches Reparaturset dabei – man weiß ja nie: Kleister, Kleber, ein paar Ersatzbohrhaken, Ersatzschotter, usw. usf.
Während der Fahrt musste Anne dann hinten sitzen und Kurven wurden grundsätzlich in einem Tempo gefahren, bei dem der Fahrer hinter uns sich wohl fragte, ob er uns rum tragen soll. Aber: So Spritsparend waren wir lange nicht unterwegs.
Das Ende der Geschichte: Das Geschenk überstand den Transport und die Nacht bis zur Hochzeit im Auto unbeschadet, doch als wir es die letzten Meter zum Gabentisch trugen ging es dann doch kaputt. Nur leichte Schräglage führte dazu, dass sich der Berg vom seinem Fuß löste und etwas verschob. Zwei Euro Kleingeld wurden herausgeschoben und lagen nun als umfreiwilliges Geröll neben dem Berg. Aber was soll man sagen: Plattentektonik und Steinschlag sind eben normal und lassen das Ganze nur noch echter wirken, oder? Die Freude und Anerkennung bei den Beschenkten war jedenfalls groß und wir konnten uns ab jetzt dann auf unseren Job als Hochzeitsfotografen (mit Assistentin) knzentrieren. Aber das ist ein anderer Blogeintrag.

[exzo url=”” title=”Der Bräutigam beim klippen”]momm_2_009.jpg[/exzo]
[exzo url=”” title=”Die Braut beim sichern (naja, sie denkt zumindest daran)”]momm_2_010.jpg[/exzo]

Nachtrag: Bei der Geldwahl kamen auch 5-Cent-Stückchen in die engere Auswahl: Diese Wären in der Farbe schöner gewesen, weil sie dem Bergvorbild der Table Mountains in Utah deutlicher nähergewesen wären. Aber: So wäre es auf nocheinmal deutlich mehr Gewicht und doppelt so viele zu verklebende Münzen hinaus gelaufen. Letztlich waren wir also doch ganz froh über unsere Wahl – und so ein Berg aus Gold hat optisch auch was. Als Alternative für ein kleineres Geschenk (z.B. halber Betrag) sind die 5 Cent aber sicher gut geeignet.
Und noch ein Nachtrag: Wer Andreas ein bisschen kennt, weiß, dass er in den Bergen eine gewisse Affinität für Verschneidungen hat. Also wollten wir ihm gern eine solche in den Berg mit einbauen. Allerdings hat sich schon beim Probebau herausgestellt, dass das Geld dafür zu grobkörnig ist. Die Konsequenz wäre also gewesen, das Geld in 1-Cent-Münzen umzutauschen. Damit hätten wir uns aber wahrscheinlich trotz Verschneidung keine Freunde gemacht – irgendwer muss das ganze Geld ja auch wieder Rollen und zur Bank schaffen. Andererseits… vielleicht sitzt ja einer der beiden auch bald mit dickem Bauch zu Hause und langweilt sich sowieso?

[exzo url=”TMB_PERM” title=”Detail der letzten Kletter(milli)meter”]momm_007.jpg[/exzo]

Alle weiteren Bilder gibt es wie immer in der Gallery.